Donnerstag, 16. Juli 2015

Arenen von Al 'Anfa

13. Phex 1007 BF

Vor mir liegt ein Mann. Regungslos, die Arme ausgebreitet bildet sich um seinen Körper herum eine immer größer werdende Blutlache. Der Helm ist geborsten und gibt einen Blick frei auf seine toten Augen, die in Entsetzen weit geöffnet sind. Der Mund ist in einem erstickten Schrei weit aufgerissen und der letzte Hauch des Todes hat ihn bereits verlassen. Ein Krummdolch steckt tief im Herzen des Mannes, der einst ein mächtiger Kämpfer war, ein Gegner den es zu fürchten galt. Unzählige Kämpfe hatte er bestritten, unzählige Leben genommen und sich am Blut seiner Gegner gelabt. Nichts ist mehr davon übrig, nichts mehr als ein lebloser Berg aus Fleisch und Knochen um den sich bereits die Fliegen kümmern.

Ich blicke auf den blutenden Körper und Wut steigt in mir auf. Was für eine Verschwendung. Eine Verschwendung von Kampfkraft und Können. Mein Gegner war ein grandioser Kämpfer gewesen, mir fast ebenbürtig und ein Meister mit dem Dreizack. Wären wir gemeinsam in die Schlacht gezogen, wir hätten gemeinsam blutiges Gericht unter unseren Gegnern gehalten und Welle um Welle unserer Feinde wären verzweifelt an unserem Mut und unserer Stärke.

Aber so hatten wir gekämpft, um den jubelnden Mob zu unterhalten. Zwei Gefangene, aufeinander gehetzt wie Hunde die nur zwei Möglichkeiten hatten. Sterben oder Leben. Meine Wut wird größer, zornig blicke ich empor in die Ränge, in denen es vor Leben nur so wimmelt. Mein wütender Blick stachelt die Menge nur noch weiter an, ich werde bejubelt und beschimpft.

Ich gehe ein paar Schritte nach vorne, immer noch bin ich wie in Trance als ich vor dem leblosen Körper meines Gegners stehe. Ich greife nach meinem Dolch. Er fühlt sich vertraut an, ich besitzt diese Waffe schon lange, sehr lange. Mit einem Ruck ziehe ich den Dolch aus dem Körper des Mannes und ein letzter Blutschwall ergießt sich aus der großen Wunde.

Ich wende mich ab, verlasse die Arena des immerwährenden Kampfes mit langsamen Schritten. Das Kreischen der Menge ist nur noch wie das Rauschen des Meeres in meinen Ohren. Es fühlt sich taub und stumpf an in meinem Herzen. Der Sinn meines Daseins schwindet dahin. Es gibt nur noch mich und die Arena, solange bis ich meine Schuld mit dem Tod bezahle. Solange bis jemand kommt, der endlich stärker ist als ich, jemand der mir die Schmerzen für immer nimmt und dafür sorgt das es still wird um mich herum. Ich denke an meine Mutter und wieder laufen mir Tränen über das Gesicht. Ich war mal glücklich gewesen, aber dies schien vor Ewigkeiten gewesen zu sein. Erinnerungen an ein glückliches Leben, eine stolze Mutter, die erkannte dass in ihrer Tochter der gleiche Kampfesswille empor kam wie bei ihr. Und nun, da sie nicht mehr war, verraten und ermordet, musste ich meine Kunst vorführen. Wie ein Zirkusaffe vor einem lachenden Publikum, eine Kunst die nur wenige beherrschten. Doch wofür das alles ?