Sonntag, 19. Juli 2015

Arthak, der Zwerg

28. Praios 1017 BF

Ich begebe ich mich noch vor dem Frühstück zum Praiostempel. Ich habe es satt zu warten. Vielleicht weiß man dort etwas von den Mönchen. Als ich gerade eine Gasse entlang laufe, höre ich hinter mir einen Pfiff. Ich bleibe stehen, wende mich um und sehe einen seltsamen Zwerg am Strassenrand sitzen, der mich grinsend anstarrt. Im nächsten Moment kracht hinter mir eine riesige Palette mit Steinbrocken herunter. Ein furchtbarer Schreck fährt mir in die Knochen und ich schaue nach oben. Der Seilzug ist gerissen und ein großer Aufruhr der Handwerker entsteht. Mein Herz rast, hätte der Zwerg nicht gepfiffen, wäre ich jetzt tot. Ich gehe auf ihn zu und er grinst mich nur an. Seine grauen Haare stehen in alle Richtungen und er hat einen völlig wirren Blick. Sein Name ist Arthak und er scheint geistig verrückt zu sein. Er faselt was davon, dass er mich gefunden hat, weiß jedoch nicht wer ich bin. Er redet wirr, erwähnt aber "Führt die Brüder heim". Im nächsten Moment kann er sich nicht daran erinnern. Er möchte nach Hause gehen und ich begleite ihn. Eine nette ältere Frau, Boronhild, nimmt ihn gleich in Empfang und fragt nach, was er denn wieder angestellt hätte. Von ihr erfahre ich was mit dem Zwerg geschehen ist.

Vor einiger Zeit gab es in der Stadt einen geistig Verrückten, der ständig mit irgendwelchen Prophezeiungen um sich warf. Arthak war zu der Zeit noch ein wackerer Verteidiger der Stadt gegen die Orks. Es stellte sich jedoch heraus, dass viele Prophezeiungen vom verrrückten Urien zutrafen. Deshalb sperrte man ihn aus Angst in ein Turmzimmer im Frauenturm. Ein alter Turm in der Garnison, etwas besser eingerichtet als ein Kerker. Eines Tages jedoch fand man ihn mit eingeschlagenem Schädel in seinem Bett. Vor ihm Arthak mit seiner Axt auf dem Boden sitzen. Man weiß bis heute nicht wie er dort hineingelangte. Seitdem ist Arthak ebenso verwirrt wie Urien. Lange Zeit hat man ihn ebenfalls dort eingesperrt. Nach den Orks hat man ihn irgendwann freigelassen und Boronhild kümmert sich seitdem um ihn. Das Turmzimmer sei seitdem versperrt und keiner wagt sich hinein aus Angst das Zimmer mache einen verrückt.
Als ich ihr erzähle, wie er mich gerettet hat und dass er mich scheinbar suchte, aber nicht weiß, wer ich bin meint sie nur: "mancher der arm im Geiste scheint, in Wahrheit ein Liebling der Götter ist"
Ich danke ihr vielmals, gebe ihr ein wenig Geld und mache mich auf zum Praiostempel.

Ich komme in einen beeindruckender Tempel mit viel Gold, Marmor und sonstigem Prunk, knie kurz nieder und schicke ein kurzes Gebet zu Praios "Götterfürst, schicke uns dein Licht in der Dunkelheit und erleuchte unseren Weg, wenn wir im Finsteren wandeln." Ich stehe auf und wende mich an einen Novizen. Zu meiner Frage zu den Mönchen, kann er mir erzählen, dass es in der Nähe einen alten Praiosorden gibt. Den Orden der Hüter, der Orden von Arras de Mott. Das Kloster liegt nördlich von hier im Finsterkamm. Ich bedanke mich, verlasse den Tempel und mache mich auf zur Garnison. Wie nicht anders erwartet werde ich abgewiesen und gehe zurück zum Gasthaus.

Dort sitzt Kaldrim bei Ragnar und ich traue meinen Augen kaum. Er ist noch seltsamer gekleidet als früher und spricht noch komischer. Sogar elfisch kann er ein wenig, was sich sehr seltsam aus seinem Munde anhört. Ich erzähle beiden von Ardos Verurteilung und sie sind ebenso schockiert. Kaldrim lässt sich wütend über Rhodenstein aus und wir sind uns einig, dass die Rondra-Kirche falsch entschieden hat.
Als ich ihnen von Arthak erzähle, suchen wir ihn nochmal gemeinsam auf und wieder stammelt er nur verwirrte Dinge vor sich hin "Führt die Brüder heim" und wir sollen eine "Lichtlose Grotte in Sumus Leib finden". Auf Kaldrims Drängen nach Informationen zum Frauenturm wird Arthak verschlossener und ängstlicher, aber wirklich viel bekommen wir nicht aus ihm heraus.

Kaldrim ist versessen darauf sich das Turmzimmer anzuschauen und wir gehen nochmals zur Garnison. Da ich schon einmal abgewiesen wurde, bleibe ich abseits stehen und bin gespannt wie Kaldrim das anstellen will, dort hinein zu gelangen. Nach kurzer Diskussion, in der ich den Zwerg heftig gestikulieren sehe, werden er und Ragnar tatsächlich eingelassen und ich warte ab. Nach nicht allzu langer Zeit kommen die beiden siegessicher zurück. Ihnen wird sogar salutiert und als ich nachfrage wie sie das fertig gebracht haben, erfahre ich, dass Kaldrim sich als Graf von Weiden ausgegeben hat, Ragnar als Hochmagus bezeichnete und dem Hauptmann Feuer unterm Hintern gemacht hat. Frechheit siegt, doch ich bin entsetzt, über solch eine Dreistigkeit.
Im Turmzimmer haben sie nur eine Kritzelei an der Wand entdeckt.
"Sieh die Zeichen dessen, der kommt von Osten,
Wehe, wenn das Vergangene nach der Zukunft greift,
denn höre, finster ist das, was im Finsteren reift."

Gegen Abend begeben wir uns gemeinsam wieder zum Stier und auch Kaldrim wird der Tairach-Taufe unterzogen, hält sich jedoch wacker und auch diesmal werden die Anwesenden enttäuscht. Doch zum Schlafen begibt sich der Zwerg selbstverständlich in das gehobenere Gasthaus.