Sonntag, 19. Juli 2015

Borbarads Fokus

18. Rondra 1017 BF

Als wir zu unseren Pferden kommen, sind sie ziemlich ausgemergelt. Ragnar lässt dem Elf, auf seine Bitte hin, seinen Bogen zurück. Es sind wohl schon einige Tage vergangen. Blauer wolkenloser Himmel erwartet uns draußen und die Sonne scheint. Dem Sonnenstand nach ist es bestimmt schon Nachmittag. Wir eilen zurück zum Kloster und erreichen es erst kurz vor Mitternacht.
Schon von weitem sehen wir zwei Gestalten in weißen Kutten auf den Mauern stehen, doch rührt sich keiner der beiden. Die Kuppel des Haupttempels ist erschreckenderweise fertig gestellt.

Vom Bergfried aus bilden sich plötzlich drei rote Lichtstrahlen, die in einer bestimmten Anordnung ausgerichtet werden. Je näher wir kommen desto deutlicher braut sich was zusammen. Starker Wind kommt auf, ein dumpfer Ton erklingt, der immer dröhnender und lauter wird, ehe er fast zu einem schrillen Kreischen erklingt. Plötzlich hören wir Yandrims Stimme laut schallend „Es geschehe!“ rufen, ehe auf dem Klostergelände das völlige Chaos ausbricht.
Am schwarzen Leichenhügel der Orks ist ebenfalls Bewegung zu erkennen.
Wir eilen zum Tor, doch es ist verschlossen. Wir steigen ab und drängen uns durch den Mauerbruch hinter der Schmiede. Ein heftiger Wind stürmt über das Gelände und der Himmel verfinstert sich immer mehr. Die Luft scheint zu knistern, sämtliche Haare stellen sich auf und Kaldrim und ich stürmen zum Bergfried, während Ragnar und Ardo noch zum Tempel eilen.
Als wir ins Kaminzimmer rennen, liegen dort Hüter Bormund, Bannstrahler Ucurian und Hüter Quanion regungslos auf dem Boden. Wir stürzen weiter nach oben, während Magister Emmerich sich um die drei kümmert. Im Scriptorium weichen wir fliegenden Büchern aus, die kreuz und quer durch den Raum fliegen. Die Tür zur Bibliothek steht offen und auch hier fliegen die Bücher durch den Raum. In einer Vitrine liegt das Szepter von Arras de Mott, welches Kaldrim an sich reißt, während ich weiter nach oben eile. Ehe ich die nächste Treppe erreiche, bewegt sich plötzlich ein Wasserspeier auf mich zu, doch ich will keine Zeit verlieren und weiche um die Bücherregale herum aus. Den Geräuschen nach zu urteilen, müssen Ardo und Ragnar kurz hinter uns sein. Im dritten Stock ist eine Falltür an der Decke, doch sie ist verschlossen. Ich lasse Kaldrim nach oben und in nur kurzer Zeit hat er das Schloss geknackt und wir gelangen alle nach oben auf das Dach des Bergfrieds. Inmitten des Dachs steht eine große Sonnenuhr. Um sie herum liegen drei rote Kristalle die von Kuwim, Yandrim und Balasch besungen werden. Als sie uns bemerken, greifen Kuwim und Balasch uns an. Kaldrim wirft zwei Wurfdolche auf Kuwim, ehe ich ihm den finalen Schlag verpasse und er kopflos zu Boden geht. Ragnar kämpft mit Balasch, während Ardo sich um Yandrim kümmert. Auf dem Weg zu Yandrim trete ich einen der Kristalle beiseite und die roten Linien am Himmel verändern ihre Position. Als ich ebenfalls auf Yandrim einschlage, hält Ardo inne und wehrt sich nicht weiter. Zorn wallt in mir auf, dieser rondrianische Irrsinn, ein Kampf wie dieser hat doch nichts mit einem ehrenhaften Zweikampf zu tun. Hier geht es um etwas viel Größeres und Wichtigeres, was aufgehalten werden muss. Das wissen selbst die Götter. Derweil bahnt sich etwas Furchtbares an. Eine donnernde Schwärze am Himmel kommt immer näher. Blitze zucken am Himmel, der Sturm wird immer stärker. Plötzlich greift Yandrim nach Ardo, spricht irgendwas, was ich im Tosen der Luft nicht verstehe, und Ardos Wappenrock geht in Flammen auf. Er weicht zurück und reißt sich denn brennenden Stoff herunter. Hinter mir spüre ich ebenfalls Hitze und als ich mich kurz umschaue, komme ich ins Straucheln und stürze zu Boden. Während ich mich aufrappel, sehe ich wie Ragnar mit einem Unwesen kämpft, dass ständig seine Gestalt zu verändern scheint. Ragnar hat es scheinbar angezündet und brennend windet es sich brüllend mit letzter Kraft gegen Ragnar und Ardo. Man erkennt kurz Gesichter, von Balasch, von Nicola, und anderen die uns nicht bekannt sind, ehe es lichterloh brennend in die Tiefe stürzt. Kaldrim ist derweil bei Yandrim angelangt und stößt ihm angewidert sein Schwert in die Brust. Noch während dieser röchelnd zu Boden geht, hört er Kaldrims letzte Worte "Brillantzwerge sind die einzig wahren Zwerge!"
Die Zwerge und Nicola, oder was auch immer er war, sind besiegt, die Lichtstrahlen der Kristalle verschoben, doch die tosende Schwärze am Himmel rumpelt immer näher heran. In der Ferne sehen wir plötzlich wie ein ganzer Berg zu schmelzen scheint und in Wassermassen auf das Kloster zusteuert und wir stürmen nach unten Richtung Tempel.

Auf dem Weg dorthin kommen uns Geister der ehemals Lebenden entgegen, doch trete ich sie nur beiseite und bahne mir so meinen Weg. Als wir ins Tempelgebäude gelangen, bricht Ragnar fast zusammen und er hält sich sein Auge. Er sieht nur noch rot und erträgt höllische Schmerzen. Wir schleifen ihn mit runter in die Krypta. Kaldrim gelingt es das Schloss zu knacken und als wir die Krypta betreten, öffnen sich die Sarkopharge und uns greifen erneut rastlose Seelen längst Verstorbender an. Doch sind sie für uns keine wirkliche Gefahr, sondern werden von Ardo und mir leicht besiegt. Als Kaldrim die zweite Tür geöffnet hat, eilen wir weiter nach unten und Ardo verschließt die Tür wieder von innen. Kaldrim steckt das Szepter von Arras de Mott in die Sarkopharplatte und der Deckel öffnet sich. Unerwartet liegt dort die mumifizierte Leiche Arras de Motts und Kaldrim bekommt einen riesen Schreck und murmelt verzweifelt vor sich hin. Ragnar ist ebenfalls von Schmerzen geschwächt, doch hier unten scheint es besser zu werden. Nach genauerer Untersuchung heben Ardo und ich die Leiche vorsichtig aus dem Sarg und die Bretter darunter offenbaren eine Treppe nach unten. Kaldrim hatte Recht, doch er traut sich nicht mehr weiter, weder nach oben noch nach unten. Es war wohl doch ein wenig zu viel für sein liebes Gemüt mit diesen vielen Toten. Ihn hat jeglicher Mut verlassen. Doch wir haben keine Zeit zu verlieren und eilen nach unten. Inmitten eines Raumes schwebt eine schwarze Kugel, Blitze zucken daraus hervor und es ist umringt von fünf in den Boden eingelassenen Pentagrammen. Doch ehe wir uns dieser nähern können, erhebt sich plötzlich aus jedem Pentagramm ein Dämonenwesen mit Schwert und Peitsche in den Händen. Schwefelgestank erfüllt den Raum und sie greifen uns an. Ich schlage zu und wider Erwarten macht meine Waffe erheblichen Schaden. Jedoch habe ich auch schon einige Treffer eingesteckt und merke wie meine Kräfte schwinden. Ich versuche mich zurückzuziehen, doch ein Dämon erwischt mich mit der Peitsche und es brennt höllisch in der linken Schulter. Ich weiche verzweifelt weiter zurück und pralle fast mit Kaldrim zusammen, der seinen Mut wieder gefunden hat und ebenfalls nach unten kam. Wir schaffen es die Dämonen zu besiegen und starren auf die Kugel. Als Kaldrim versucht mit dem Szepter zur Kugel zu gelangen, trifft ihn ein Blitzstrahl, doch ansonsten zeigt das Szepter keine Wirkung. Während Ragnar noch überlegt, erscheinen plötzlich fünf neue Dämonen. Doch plötzlich hebt Ragnar seine Hand und ehe seine Worte wirklich seine Lippen verlassen, platzt der Zauber geradezu mit gewaltiger Wucht aus ihm heraus, Blut spritzt aus seinen Lippen und eine mächtige Feuersäule schießt aus seiner Hand auf die Kugel zu, die mit heftiger Wucht auseinander platzt und uns zurückschleudert. Die Dämonen lösen sich auf und das Gebäude beginnt zu bröckeln und mit letzter Kraft schleppen wir uns aus dem Gebäude, ehe es völlig in sich zusammenstürzt.

Ein Blick zum Himmel offenbart uns die Ankunft Borbarads. Ein schwarzer Streitwagen, gezogen von drei Schlangen, er obenauf mit wallenden rot-schwarzen Gewändern. Mit aller Kraft versucht er die Bahn zu halten und kommt auf uns zu. Das Kloster selbst zerfällt zusehendst und wir flüchten aus dem Klostergelände nach Süden. Plötzlich hören wir freundliche Stimmen, die uns Mut zusprechen und uns Schutz gewähren. Die Elementarherren sind gekommen. Eine Wasserwand gebietet uns Schutz, doch wir können noch erkennen wie Luft und Erz mit Sturmwinden und Felsbrocken den Streitwagen zur Flucht zwingen. Wir hören das Tosen des Wassers heranrauschen, das vom Berg auf dem Weg hierher war und eilen schnell in den Bergfried zurück in den zweiten Stock. Ucurian, Bormund und Quanion zerren wir mit, ehe sich die Wassermassen über das Kloster hermachen und alles unter sich begraben und umspülen.

Als das Wasser versickert ist, machen wir uns ein Bild des Klosters. Die meisten Brüder finden wir vergiftet oder ertrunken im Speisesaal, die Gebäude sind überflutet worden und zusammengestürzt. Ich finde weder sauberes Wasser, noch Verbandsmaterial und lege mich wieder erschöpft in die Bibliothek, während die anderen versuchen wenigstens die Toten zu begraben. Auch Arthak hat es nicht überlebt.

Irgendwann fällt mir ein, dass Magister Emmerich ein Heilkundiger ist und ich bitte ihn sich meiner Wunden anzunehmen. Die blutenden verschließt er magisch, die restlichen verbindet er fachmännisch und dankbar sinke ich in einen erschöpften Halbschlaf. Ucurian hat nun mit eigenen Augen gesehen was geschehen ist und denkt nun anders über uns und Borbarad. Er will sogar ein gutes Wort für uns einlegen und wir sollen ihn nach Gareth begleiten zum Boten des Lichts persönlich.