Sonntag, 19. Juli 2015

Das Gemälde

12. Ingerimm 1016 BF

Eines Abends sitze ich bei Manila in der Gaststube und denke über vergangene Dinge nach. Ob Ardo mittlerweile freigelassen wurde? Gedankenverloren starre ich auf das alte Gemälde, das mir genau gegenüber hängt. Es zeigt eine Karawane, die durch die Wüste Khom zieht, während dort die Praiosscheibe langsam untergeht. Ein faszinierendes Bild, denn es hat die Weite der Wüste perfekt eingefangen und mir ist diese Weite nur zu gut bekannt. Ich trinke noch einen Schluck Dattelwein, doch als ich wieder aufblicke, hat sich das Bild leicht verändert. Die Karawane hat sich weiter entfernt, der Sand bewegt sich im Wind der Wüste und ich sehe einige Khomgeier in der Ferne kreisen. Dann verschwimmt die Szene vor meinen Augen. Farben ändern sich und es entsteht ein völlig neues Bild. Ich erkenne eine belebte Straße einer Stadt. Die Bauten sind keinesfalls tulamidisch, sondern eher mittelreichisch.
Diese Stadt befindet sich scheinbar im Wiederaufbau. Es sind viele Handwerker zu sehen, die an den zahlreichen Häusern Reparaturen vornehmen.
Dann erscheint plötzlich eine Gruppe Mönche auf der Strasse. Sie haben alle rotbraune Kutten an und gehen langsam und gebeugt. Dann tritt einer von ihnen vor und blickt mir direkt in die Augen. Er winkt mir zu und spricht dann mit einer tiefen Stimme:"Du wirst hier gebraucht!". Dann verschwindet die Szene wieder und zeigt nach einiger Zeit wieder das altbekannte Bild mit der Wüste und den Kamelen.

Ungläubig trete ich auf das Bild zu. Kein anderer in der Schänke scheint diese Veränderung bemerkt zu haben. Als ich auf eine Plakette am unteren Rand des Bildes schaue, auf der normalerweise der Titel des Bildes steht, sehe ich dort das Wort "Greifenfurt", bevor auch das verschwindet und in tulamidischer Schrift den richtigen Titel des Bildes zeigt "Wind in der Wüste"

Es ist ein Wink, wie damals auf Burg Silz bei Naheniel. Die Götter weisen mir meinen Weg. Ich werde morgen mit meinen Reisevorbereitungen beginnen.