Sonntag, 19. Juli 2015

Das Hause Arres

16. Praios 1016 BF

Wir gelangen nach Wehrheim. Das trutzige Städtchen gleicht einer riesigen Kaserne und ist beeindruckend. Ardo führt uns in einen Vorhof mit einem Brunnen und das Eisentor zeigt einen Löwenkopf der brüllend die Zähne bleckt. Das Gebäude zeigt sich wie eine kleine Trutzburg oder eine Kaserne. Feste Mauern und eine schwere Eichentür zeugen von der Einstellung der Arres zum Kampf. In kleinen Beeten wachsen Lilien aller Art.
Egor, der Pferdewirt empfängt unsere Pferde und fragt nach dem Begehr. Ardo antwortet, dass wir Nachricht für den Herren Alrik haben von seinem Sohn Ardo. Der Mann ruft seinen Knecht her, die Tiere zu versorgen. Er selbst meldet unsere Ankunft an.
Einige Zeit später kommt ein älterer Mann mit demselben Waffenrock wie Ardo uns entgegen und fragt nach unseren Nachrichten. Als Ardo darum bittet ihn im Haus alleine zu sprechen, da unsere Mitteilungen nicht für Fremde bestimmt seien, erwidert dieser nur barsch, dass er erstmal unsere Namen erfahren will, bevor er uns Einlaß gewährt. Mir wird klar, dass er seinen Sohn nicht wiedererkennt und Ardo stellt sich nur vorsichtig mit seinem Schwertnamen vor, nicht mit seinem Vornamen und nennt unsere Namen ebenso. Wir andere schauen die Szene schweigend mit an, aber keiner wagt etwas zu erwidern. Wir werden gebeten zu folgen und erst als Ardo schildert, was in Dragenfeld geschehen ist, wird seinem Vater klar wen er vor sich hat. Ich wische mir unauffällig eine Träne weg, denn mir wird erst jetzt deutlich, was es bedeutet zwanzig Jahre seines Lebens verloren zu haben, wenn man Angehörige hat. Als Alrik, Ardos Vater, zum Feiern ausruft und alle mitbekommen, dass der Sohn zurückgekehrt ist, dauert es ein wenig bis seine Mutter sich beruhigt hat, die außer sich vor Kummer ist.

Ich muss an meine eigene Mutter denken. Ich bin froh, dass ihr das erspart blieb. Die ganze Sache hier erinnert mich doch sehr an Zorgan. Die Feste, all die Kämpfer um uns herum, die Familienbande aus Rondra-Streitern. Mich wird niemand vermissen, wenn mir etwas zustößt. Einzig und alleine an Rondras Tafel werde ich meine Eltern wiedersehen. Ich bin ihr fast dankbar, dass ich hier niemandem mehr Kummer bereite.

Nach einem ausgelassenen Abend mit gutem Essen, gutem Wein und einer Abendandacht, brechen wir am nächsten Morgen auf nach Khunchom.