Freitag, 17. Juli 2015

Der Abschied von Borbra

7. Phex 1015 BF

Nach fünf Tagen taucht er wieder auf mit einer bepackten, wunderschönen Nebelschimmelstute am Zügel und reitet auf mein Haus zu. Als ich ihm die Tür öffne, traue ich meinen Augen kaum.

„Wir können dich doch nicht den weiten Weg zu Fuß gehen lassen, Yamira. Nach allem was du für uns, das Dorf und auch für mich getan hast ! Sie heißt Soraya“

Ich falle ihm vor lauter Freude um den Hals und wir lachen und weinen beide. Er ist mir in all den Jahren ein echter Freund geworden. Tarlisin hat für alles gesorgt. Wolldecke, Trinkschläuche, Proviant, und auch alles was ich für Soraya benötige, alles in Satteltaschen verstaut. Als ich mich von allen verabschiede kommt Ahmed mit Manila auf mich zu mit einem eingewickelten langen Gegenstand. „Wir haben alle zusammengelegt“ sagt er und reicht mir das eingewickelte Paket. Manila hat rotgeweinte Augen und kann sich auch jetzt kaum zurückhalten, doch sie lächelt auffordernd. Als ich es öffne, finde ich eine Dschadra darin. Bunte Bänder flattern um den Speerschaft und ich weiß nicht was ich vor lauter Dankbarkeit sagen soll. Das ganze Dorf ist zusammengekommen und wünscht mir den Segen der Zwölfe. Es gibt Abschiedstränen und viele Umarmungen, bis ich endlich auf meiner Stute sitze und davon reite. Die Kinder rennen mir noch eine Weile nach bis sie nur noch winkend da stehen und ich kehre meinem Zuhause den Rücken zu. Vier Jahre sind vergangen seit ich hierher kam, eine lange Zeit um Wurzeln schlagen. Ich streiche Soraya über den Hals und bin guten Mutes mich, dem was uns erwartet, zu stellen. ‚Ich werde euch alle wiedersehen, das verspreche ich euch‘, denke ich mir und mit einem leichten Schenkeldruck falle ich in langsamen Trab nach Norden.