Sonntag, 19. Juli 2015

Der Gletscherwurm

14. Boron 1016 BF

Niedergeschlagen machen wir uns auf den Rückweg nach Baliho, als wir ein lautes Rauschen durch den Wald vernehmen, gleich einem Flügelschlagen, und ein großer Schatten fliegt über uns hinweg. Silbrige Schuppen glänzen durch das Blätterdach und ich meine einen Drachen zu erkennen. Nicht weit vor uns scheint er im Wald zu landen und wir reiten schnell in diese Richtung. Wir kommen an eine Lichtung, in deren Mitte der Boden grob aufgewühlt ist und inmitten des Schnees steht eine schneeweiße, splitternackte Elfe. Meinen Begleitern fallen fast die Augen raus und seltsamerweise sind wir ihr alle freundlich gesinnt. Vom Drachen ist keine Spur zu sehen. Sie kommt auf uns zu und Kaldrim reicht ihr sofort seinen Umhang. Sie erzählt uns ihr Name sei Lisira und der Wurm Drasa hätte sie entführt, doch er habe sie hier fallen gelassen und sei weiter geflogen. Doch ich bin skeptisch. Sie versteht jeden von uns in seiner Muttersprache und antwortet immer in Garethi. Ich erinnere mich an Teclador. Auch er war in Menschengestalt unterwegs gewesen und konnte sämtliche Sprachen fließend. Diese Elfe IST der Drache, dafür würde ich meine zweite Hand ins Feuer legen. Während diese sich an Ragnar schmiegt und ihm Honig ums Maul schmiert, spreche ich mit Ardo und wir schauen uns den aufgewühlten Erdboden an, auf dem wir sogar Krallenspuren erkennen. Ardo spricht laut aus, was ich denke und beschuldigt die Elfe geradeheraus als Lügnerin. Sie wird unfreundlicher und ungemütlicher und so langsam offenbahrt sie ihr wahres ich.
Sie wirft einen ihrer zwei Armreife in unsere Richtung und ein heftiger Stoss wirft uns allesamt einige Meter weit nach hinten in den Schnee. Als wir uns aufrappeln und unsere Waffen ziehen, zieht sie sich zurück und murmelt etwas, woraufhin plötzlich vier rabenschwarz gekleidete Gestalten erscheinen, die sich uns entgegen stellen. Sie tragen Rabenschnäbel als Waffen, haben tiefschwarze Augen und spinnenfeines weißes Haar unter ihren schwarzen Kapuzen. Es entbrennt ein harter Kampf. Die Gegner bluten sogar schwarz. Was auch immer diese Dinger sind, sie sind schwer zu bekämpfen. Als nach einer Weile Ardo seinen Widersacher erledigt, wirft die Elfe erzürnt ihren zweiten Armreif in unsere Richtung. Ich spüre von der Seite plötzlich einen starken Windstoß und sehe aus den Augenwinkeln wie der Reif ein wenig abseits von uns zu Boden geht und sich dort plötzlich der Boden schwarz verfärbt, öffnet und eklige Tentakeln nach oben greifen. Den Göttern sei Dank sind wir außerhalb ihrer Reichweite. Unsere Gegner lassen sich kaum bezwingen. Plötzlich spüre ich furchtbare Schmerzen in meinen Gliedern und gehe zu Boden. Gleichzeitig brechen auf einmal die Niederhöllen los. Wir hören Pfeile sirren und sehen wie die schwarzen Unwesen unzählige Male getroffen werden. Die Elfe schreit erbost auf und verwandelt sich plötzlich in einen silbrig schimmernden Drachen zurück und wehrt sich, während wir von Firnelfen weggezerrt werden. Sie reden auf uns ein in ihrer eigenen Sprache, doch wollen sie uns wohl zu verstehen geben, dass wir hier nichts mehr ausrichten können. Sie zerren uns zu geflügelten Tieren, die ich noch nie gesehen habe. Eine Mischung aus Adler und Pferd. Wir werden aufgefordert aufzusteigen und fliegen mit ihnen davon. Scheinbar gen Norden, denn unter uns können wir Trallop, den Neunaugensee und die Salamandersteine erkennen. Verletzt und schwach lasse ich mich dahintreiben in dieser unwirklichen Höhe über den Wolken und versinke immer wieder in Schlaf, während wir immer weiter fliegen.