Sonntag, 19. Juli 2015

Der Metzenschnitter

12. Boron 1016 BF

Am nächsten Morgen fällt es mir schwer mich aus dem warmen weichen Bett zu erheben und ein wenig übellaunig gehe ich zum Frühstück. Ardo erwartet uns schon, er hat sicherlich schon längst wieder seine Morgenandacht hinter sich. Draußen hat es wieder zu schneien begonnen. Wir gehen gemeinsam in die Südstadt zum Boronsanger um nach den Auferstandenen zu fragen, doch die Geweihten erzählen uns nur, dass sie am 2. Travia einen Pelzhändler angemessen bestattet haben und dieser am nächsten Tag verschwunden war. Sie haben das Grab wieder zugeschaufelt und es gemeldet, mehr nicht. Als ich nachhake, erhärtet sich der Verdacht, dass die Morde des Metzenschnitters nach dem Verschwinden des Toten begonnen haben. Sie nennen uns seinen Wohnort und wir machen uns auf den Weg zu seinem Haus. Das Haus ist verschlossen, doch Kaldrim kann das Schloss knacken. Im Hausflur ist es dunkel und kalt und es riecht modrig. Ich lasse die Haustür auf, damit Licht ins Haus fällt und wir gehen nach links in einen Wohnraum. Auch hier öffne ich sofort die Fensterläden und lasse Luft und Licht hinein. Als ich nach rechts in das andere Zimmer laufe, finde ich eine Küche und reisse auch hier die Läden auf. Ich entzünde ein Herdfeuer und wir schauen uns weiter um. Während Ardo nach oben geht, finde ich unter der Treppe eine Bodenluke und rufe ihn wieder hinunter. Wir bauen uns Fackeln und entzünden diese am Herdfeuer und bitten um Travias Beistand, ehe wir die Luke öffnen. Der Keller ist dunkel und als ich nach unten leuchte, erkennen wir eine große Truhe inmitten des Raumes. Ich werfe meine Fackel runter und lasse die anderen vorgehen. Da ich mir mit Klettern immer noch schwer tue, lasse ich ihnen gerne den Vortritt und beobachte sie nur von oben. Ardo öffnet mit einem Ruck den Truhendeckel, doch sie ist bis auf ein paar Kleidungsstücke leer. Plötzlich hören wir ein Fauchen und direkt über den anderen hängt der Vampir. Rotglühende Augen und spitze Zähne fordern zum Kampf und er stürzt sich auf sie. Ich renne zurück in die Küche und hole mir wieder einen brennenden Holzscheit aus dem Herd. Als ich zurück komme sehe ich wie der Vampir Richtung Treppe flitzt und geistesgegenwärtig lasse ich meinen Holzscheit auf ihn fallen, schmeiss die Klappe zu und stelle mich drauf, doch im nächsten Moment werde ich mit heftiger Wucht an die Rückwand geschleudert. Er ist einfach durch die Luke geprescht, hat dabei die Luke zertrümmert und hat mich dabei mit wahnsiniger Kraft mit nach hinten geworfen. Womit er allerdings nicht rechnete, war das Tageslicht. Als das Licht ihn erreicht, schreit er fürchterlich auf und fängt an zu qualmen und zu dampfen. Er stürmt aus dem Haus, kreischend, wimmernd, Flammen züngeln ihn zu Tode und die ganze Südstadt bekommt dieses schreckliche Schauspiel mit, bis er nur noch als ein Häufchen Asche zu Boden geht. Die anderen kommen herauf. Ardo und Ragnar sind beide verletzt. Ich denke nur noch, dass wir verschwinden sollten, doch als die anderen keine Anstalten machen wegzulaufen, gehe ich alleine. In dieser Sache möchte ich ungern von den Bütteln befragt werden. Sie würden uns ja doch nicht glauben. So ziehe ich meine Mütze tiefer ins Gesicht und stapfe durch den Schnee und Unrat davon. Nach einer Weile kommt mir der Gedanke mich in der Bibiliothek umzusehen und mache mich auf den Weg dorthin. Viel erfahre ich nicht, das meiste sind irgendwelche Hirngespinste, die ich nicht glaube. Angeblich soll jedoch Knoblauch helfen und ich kaufe mir an einem Stand ein paar Krachwürste, die wirklich lecker sind. Der Nachtschattenturm klingt jedoch interessant, inmitten der Nebelwasser soll er liegen und vor Urzeiten von einem Magus bewohnt worden sein. Man sagt er verändere sein Aussehen. Mal erscheint er als Ruine, mal intakt, mal unsichtbar in den Nebelschleiern. Die Zwerge sollen ihn gebaut haben als Dank für die Tötung eines Riesenlindwurms.
Zur Mittagszeit begebe ich mich zurück ins Hotel und esse zu Mittag, doch keiner der anderen kommt hinzu. Sie werden sie doch nicht festgenommen haben ?! Als am frühen Nachmittag noch immer keiner auftaucht, begebe ich mich in den Rondratempel zum beten. Als ich den Hof betrete, sehe ich Ardo im Schwerttanz versunken. Ich stelle mich an die Wand und beobachte eine Weile seine anmutigen Bewegungen. Er scheint völlig woanders zu sein. Völlig eins mit seinem Schwert und mit seiner Göttin. Er nimmt seine Umgebung überhaupt nicht wahr und nach einiger Zeit reiße ich mich von dem Bild los und betrete das Tempelinnere, knie mich nieder und bete zur Leuin, dass sie mir die Kraft gebe diese Queste durchzustehen.
Nach einiger Zeit kommt Ardo zu mir und berichtet was geschehen ist, nachdem ich weg war. Uns wurde doch tatsächlich das Haus des Pelzhändlers geschenkt und wir begeben uns zu den anderen zurück in die Sonnengasse. Es ist schon Abend und Kaldrim und Ragnar haben unser neues Heim schon wieder einigermaßen bewohnbar gemacht. Die Öfen sind an, es ist warm und nicht mehr so muffig. Ragnar hat was aus den Vorräten gekocht und ich berichte was ich in der Bibliothek gefunden habe. Nach dem Abendessen hole ich mir ein paar Pelze aus dem Keller, breite sie in der Wohnstube aus und schlafe vor dem warmen Ofen auf dem Boden. Nicht so bequem wie die Federbetten im Hotel, doch wesentlich billiger. Ich lächle, schon im Halbschlaf. Wir haben einfach ein Haus ! Ist ja unglaublich! Von wegen festgenommen, beschenkt hat man sie! Und während ich den Tag nochmal vor meinem inneren Auge Revue passieren lasse, mit Ardos meditativem Schwertkampf als Hauptaugenmerk, schlafe ich seelenruhig ein.