Montag, 20. Juli 2015

Der Rabe von Punin

18. Rahja 1018 BF

Als die Sonne aufgeht, wecke ich Ragnar gereizt mit ein paar Stiefeltritten. Wir haben nicht mal mehr Zeit uns zu waschen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen und zerzaust und übelriechend erreichen wir gerade noch rechtzeitig den Tempel, vor dem Ardo und Kaldrim schon rausgeputzt und ungeduldig warten. Boron sei Dank, ist das ein Ort der Stille und wir ersparen uns irgendwelche Mahntiraden. Eine blinde Novizin empfängt uns, nur mit einem Nicken, und geleitet uns schweigend durch den Tempel. Nach einigen Gängen und Räumen, übergibt sie uns einem Geweihten, der ebenfalls schweigt und uns noch tiefer unter das Gebäude geleitet. Alles hier unten ist unnatürlich lautlos. Selbst von tobenden Novizenkindern geht kein Laut aus. Türen öffnen sich ohne Knarren, nicht einmal von unserer Kleidung lässt sich ein Laut vernehmen. Nach zahllosen Gängen, Treppen und dunkeln Räumen und Nischen, erreichen wir irgendwann einen Raum und der Geweihte schickt uns hinein, ohne uns zu begleiten. Vor einem Schreibtisch stehen vier Stühle aufgereiht. Dahinter sitzt eine hagere, blasse Gestalt. Kahlgeschoren und unheimlich alt, streckt er sich knochenknackend nach vorne und stellt sich als Nadir Baram vor, der Rabe von Punin. Neben ihm sitzt ein Golgarit, Gernot von Mehringen und auf seiner anderen Seite sitzt eine düster dreinschauende Frau mit Pagenschnitt, die er als Katalina Andraness vorstellt, eine Vetreterin der Al Anfaner Boronkirche.

Wir werden davon unterrichtet, dass auf Maraskan eine Ladung Endurium entwendet wurde, welches enorm wichtig ist für das Mittelreich und die Kirchen der Zwölfe. Bisherige Hinweise ergaben, dass es nicht von Rebellen gestohlen wurde, sondern wohl jemand mächtigerem und da das Erz sehr wertvoll ist, könnte es auch mit IHM in Verbindung stehen. Doch hat Tuzak derzeit eine Seeblockade verhängt und es wird schwierig nach Maraskan zu gelangen. Katalina hat dafür gesorgt, dass wir in Khunchom auf eine Zedracke können, die uns nach Maraskan bringen wird. Für Verkleidung ist ebenfalls gesorgt.

Es stellt sich heraus, dass Ardo diese Enduriummine kennt, und der Rabe bekommt große Augen. Doch ist es derzeit zu unserem Vorteil und das Thema wird schnell fallen gelassen. Wir bekommen noch einen Beutel voll Goldmünzen und jeder ein kleines Obisdiantäfelchen mit einem Raben darauf, dass uns durchaus von Nutzen sein könnte.
So machen wir uns sogleich auf den Weg nach Khunchom.