Freitag, 17. Juli 2015

Der Vulkan

22. Hesinde 1011 BF

Ich erwache erst am nächsten Morgen und fühle mich furchtbar. So faszinierend meine Traumwelt war, so zerstörend ist die Realität. Ich habe furchtbare Kopfschmerzen, mein linker Arm schmerzt und es ist als würde mir das Herz zerreißen wegen meiner erlittenen Verluste. Ich fühle mich niedergeschlagen und schwach. Es drängt sich der Wunsch auf wieder in die Traumwelt zu entfliehen und ich ertappe mich dabei wie ich nochmals von dem Wasser begehre, dass wohl Traumpulver enthielt. Kein Wunder, dass sie das in Al Anfa gerne benutzten um ihr Dasein zu erleichtern. Kaldrim reicht mir frisches sauberes Quellwasser und ich trinke gierig. Ich kann mich beherrschen noch mehr von dem verseuchten Wasser zu trinken, da wir andere Sorgen haben als meine Gelüste nach der all so entspannenden Quelle. Meine Gefährten erzählen mir was passiert ist. Der Alte und der Junge wurden von Sulman heimgesucht, der Hinweise zum Eingang zum Vulkans wollte. Nachdem sich der Alte geweigert hat, hat er ihn wohl mit einem üblen Zauber belegt. Doch konnte Ragnar ihn mit Hilfe des Traumpulverwassers beruhigen. Es dauert einige Zeit bis wir dem Mann klar machen können, dass wir auf seiner Seite sind und wir Sulman aufzuhalten versuchen. Er überwindet sich und lässt Halim uns zum Vulkan führen. Wir kommen wieder an ein großes Plateau und sehen von Weitem einen Höhleneingang vor dem vier Tulamiden mit Khunchomern an einem Lagerfeuer sitzen und sieben Kamele sind an ihrer Seite angebunden. Noch bevor wir einen Plan ausarbeiten können, donnert Ardo auf einmal ein Rondragebet über den Platz und greift an. Ehe wir uns versehen sind wir im Kampf verwickelt. Mitten im Kampfgetümmel stocken wir alle, als plötzlich ein Donnerschlag durchs Gebirge hallt, als sei Rondra selbst am Kampf beteiligt. Selten hatte ich das Gefühl, dass die Götter tatsächlich allgegenwärtig sind. Zu guter Letzt ist nur einer der Tulamiden tödlich verwundet worden. Einer konnte entkommen, zwei sind bewußtlos und dank Ardo überhaupt noch am Leben. Ich ziehe die Verletzten aus der Bildfläche an die Gebirgswand und Korvo durchsucht alles nach etwas Brauchbarem. Das gute Sümmchen von zweihundertfünfzig Dukaten übergibt Ardo an Yassim unserem Karawanenführer, der sie freudestrahlend annimmt.

Wir machen uns auf den Weg in die Höhle. Yassim bewacht draußen die Kamele und die beiden Tulamiden.
Nach ungefähr hundert Schritt kommen wir an einen riesigen Dschungel von sicherlich zwei Meilen Durchmesser. Es ist wie ein riesiger Talkessel voller Leben. Man hört allerlei Rascheln, Zwitschern und Massen von Moskitos suchen uns heim. Die Luft ist feucht und stickig wie auf Maraskan und ich muss mich zurückhalten es schön zu finden, in Anbetracht des Ortes wo wir uns befinden. Wie ist das möglich ? Wir folgen einem Pfad ins Innere des Dschungels und kommen an eine große Lichtung. Inmitten der großen Farne die die Lichtung bewuchern, steht eine große Obsidiansäule von der in alle vier Himmelsrichtungen ein Weg abgeht. Als ich die Säule näher betrachte, erkenne ich verschiedene Tiersymbole. Eine Sumpfechse ist auch darunter und nachdem wir keinen Hinweis finden, wohin wir uns wenden sollen, vertraue ich auf meine bisherigen Echsenerlebnisse und berühre das Echsen-Symbol. Schmerz durchzuckt mich und ich beginne zu schrumpfen. Meine Kleidung fällt von mir ab, mein Gesicht zieht sich in die Länge, meine Arme und Beine verkümmern in muskulöse fast gleichgroße Füsse und mir wachsen Schuppen - ich verwandel mich tatsächlich in eine Sumpfechse. Ich kann die anderen noch verstehen doch habe ich auch das instinktive Verlangen nach Insekten und Freiheit.

Nachdem die Gruppe perplex weiterdiskutiert was zu tun ist, mache ich mich schonmal auf den Weg nach rechts, denn irgendwo muss man ja mal anfangen. Meine Gefährten folgen mir und nach einiger Zeit kommen wir an einen Durchgang in der Kraterwand. In der kleinen Höhle dahinter steht ein riesiger Baum von mindestens dreißig Schritt Höhe. Weit oben im Geäst können wir ein Nest ausmachen in dem ein kleiner metallischer Gegenstand glänzt. Nach einem Versuch mit einem Stein das Nest zu treffen, scheuchen meine Gefährten einige riesige Flugechsen auf und nun ist guter Rat teuer. Als ein andauerndes Streitgespräch aufflammt wie man der Sache Herr werden kann, kommen bei mir die Instinkte durch und ich mache mich auf den Weg in den Dschungel. Ardo bemerkt es noch rechtzeitig und schafft es mich einzufangen bevor ich auf nimmer Wiedersehen verschwinde. Ich zappel und beiße, doch er hält mich fest und ich werde kurzerhand geknebelt und gefesselt und kopfüber in meinen eigenen Rucksack verfrachtet. Korvo trägt mich, während Kaldrim meine Sachen dabei hat. Wir gehen zurück an die Steinsäule, doch bevor wir dort ankommen, verwandel ich mich wieder zurück, zu meinem Leidwesen in meinem Rucksack, den ich dabei selbstverständlich zerreiße und splitternackt vor 4 Männern liege mit dem Kopf in einem zerrissenen Rucksack und Fesseltüchern um mich rum. Kaldrim wirft schnell meine Klamotten über mich um meine Schande zu mildern und ich ziehe mich dankbar schnell wieder an.

Wir wenden uns an der Säule geradeaus, den linken Weg vom Eingang aus, und kommen wieder an eine kleine Höhle, die von einem See durchzogen ist, bewachsen mit Seerosen und allerlei Grünzeug, so dass wir kaum unter Wasser was erkennen können. Wir kehren nochmals um und schauen uns die Tiere der Säule nochmals genauer an. Vielleicht ist es tatsächlich Sinn der Sache sich in eines der Tiere zu verwandeln um an den gesuchten Gegenstand zu kommen. Wir machen mit Korvo ein Experiment. Er entkleidet sich gezielt, berührt einen kleinen Affen, verwandelt sich in diesen und es gelingt ihm tatsächlich in der ersten Höhle den Baum zu erklimmen und das metallische Etwas zu bergen. Es ist ein kleines schwarz-metallisches Ei.

Wir kehren zum Obelisken zurück und überlegen wie wir weiter vorgehen...