Montag, 20. Juli 2015

Die Echsenpyramide

5. Rondra 1019 BF

Wir sind seit einigen Tagen unterwegs nach Osten. Langsam tritt uns mehr und mehr salziger Meeresgeruch in die Nase, gemischt mit einigen fauligen Gerüchen. Plötzlich verlassen wir den Dschungel und stehen über einem Steilhang mit dem Blick auf die Küste. Unter uns erstrecken sich Mangrovenwälder aus denen der stickige, brackige Geruch von Sümpfen zu uns hoch schlägt. Dunkle Wolken von Insektenschwärmen zeichnen sich ab. Näher an der Küste liegen riesige Knochengerippe von Seeschlangen oder ähnlichem Gezücht. Ein Blick auf das Meer zeigt uns in einiger Entfernung ein rabenschwarzes Schiff mit schwarzen Segeln. Ein beeindruckender Viermaster von dem aus schwarzer öliger Dampf in den Himmel steigt. Was bei den Niederhöllen ist das ?
Südlich von uns flacht der Steilhang ab und endet in einer Landzunge, die mit hohem Gras bewachsen ist und inmitten dieser Landzunge liegt eine große Stufenpyramide, wie wir sie schon in der Khomwüste sahen.

Wir machen uns auf den Weg zur Pyramide, doch ehe wir sie erreichen, kommen wie aus dem Nichts Bolzen auf uns zu geflogen. Einer erwischt Hurdo, während der andere mich streift. Wir ziehen unsere Waffen und es kommen zwei Männer auf uns zu. Der eine, offensichtlich ein Maraskaner führt einen Nachtwind, doch das Beängstigende sind seine völlig schwarzen Augen. Der andere, wohl ein Novadi, ist kahlgeschoren und schon fast unmenschlich muskulös, während er seinen Doppelkhunchomer schwingt. Während Ardo und Ragnar sich dem Maraskaner stellen, folge ich Hurdo und Kaldrim auf den Novadi zu und es entbrennt ein gefährlicher Kampf. Der Südländer spürt keinerlei Schmerz und trotz, dass Hurdo ihm die Kniescheibe zertrümmert, steht er immer noch und kämpft wie ein Berserker. Er blutet bereits aus allen Ecken und Enden, doch er zeigt keinerlei Regung. Endlich kann Hurdo mit seinen zwei Äxten einen finalen Schlag ausführen und köpft ihn gezielt. Ardo hat noch immer mit dem Maraskaner zu tun, der ebenfalls nicht wirklich bei Sinnen zu sein scheint. So lange dieser von Ragnar geblendet ist, wartet Ardo rondrianisch ab. Als Ardo zu seiner Göttin betet, weicht sein Gegner leicht zurück. So dauert der Schlagabtausch ein wenig länger als bei dem harten Kampf mit dem Novadi.

Nach dem Tod des Novadis eilt Hurdo Ardo zu Hilfe und schlägt dem Maraskaner ebenfalls den Kopf ab. Isonzo hat derweil nach einem Armbrustschützen gesucht, jedoch nur die Armbrust auf dem Boden liegend gefunden. Der Kampf ist vorüber, doch sind wir uns sicher, dass unsere Ankunft nicht unbemerkt geblieben ist.
Ich nehme den Nachtwind mit und Hurdo greift sich den Doppelkhunchomer, doch Ardo fährt uns beide an, dass wir ihm mit diesen Waffen fernbleiben sollen und nach kurzer Überlegung werfe ich den Nachtwind wieder ins Gras und folge ihm. Ich habe jetzt wirklich kein Bedürfnis mich mit ihm wegen einer Waffe anzulegen.

Am Himmel sammeln sich dunkle Wolken, ob vom Wetter an sich oder aus unnatürlicher Kraft ist ungewiss. Wir gehen weiter auf die Pyramide zu, an der schon einige Steine am zerfallen sind. Vereinzelte Steinbrocken liegen schon verwittert oder zugewuchert an den Seiten. Die schwarzen Stufen selbst sind recht hoch und oben ist ein offenes Eingangsportal, welches sicherlich drei Schritt hoch ist.

Schwefliger Fäulnisgeruch schlägt uns entgegen und doch ist der Gang innerhalb der Mauern durch Fackeln erhellt. An den Wänden finden sich, bis zur Unkenntlichkeit, verwitterte uralte Glyphen und auf dem Boden erkennt man viele Stiefelspuren, in beide Richtungen. Vom Gang aus gehen vier Räume ab.

Im ersten Raum finden wir eine Schmiede. Die Esse ist noch warm und es sind einige Spuren von Endurium zu erkennen. Auf dem Schreibtisch befindet sich ein Werkstagebuch, in dem sich eine Zeichnung von drei Schwertern befindet. Doch sonst ist niemand zu sehen oder zu hören. Kaldrim nimmt das Werkstattbuch mit.

Im zweiten und dritten Raum befinden sich lediglich Schlafstätten von je gut einem Dutzend Männern, wobei der dritte Raum ein wenig komfortabler zu sein scheint mit Schilftrennwänden und besseren Betten.

Als wir uns den vierten Raum näher ansehen wollen, ist die Tür geschlossen, aber nicht verschlossen und als wir sie öffnen schlägt uns ein widerlicher fauliger Geruch entgegen. Auf einer Pritsche liegt ein völlig abgemagerter zitternder Mann. Seine milchigen Augen verraten nichts mehr. Sein Fleisch liegt frei und fault vor sich hin. Es sieht so aus, als wenn ihm seine komplette Haut abgeschält worden sei und Ragnar erbarmt sich und tötet den Mann, während ich die ganze Zeit versuche meinen Würgereiz in den Griff zu bekommen.