Donnerstag, 16. Juli 2015

Die Flucht

14. Rondra 1008 BF

Es ist Nacht und ich liege wach, die Augen geöffnet starre an die Decke. Gerade habe ich eine karge Mahlzeit eingenommen, zu wenig zum satt sein aber zu viel um zu sterben. Meine Gedanken schweifen durch die Welt. Diese Frau geht mir nicht aus dem Kopf. Was wollte sie? Von was für einer Burg hatte sie geredet und warum träume ich von Dingen die ich eigentlich nicht kenne ?

Da fährt mir ein Schmerz durch den Magen. Gebeugt winde ich mich auf meinem Lager und das Stechen im Bauch wird immer schlimmer. Mein Gesicht ist rot vor Anstrengung und alle meine Glieder krampfen sich zusammen. Mein Blick schweift über den leeren Holzteller … Gift!, aber dann schlagartig ist der Schmerz weg und ich liege regungslos da. Keinen Finger kann ich mehr rühren, nicht mal blinzeln, aber ich bin bei vollem Bewusstsein. Als eine Wache mich nach Stunden entdeckt, wird es hektisch. Viele Männer betreten meine Zelle, ein Gelehrter untersucht mich. Ich kann alles hören, alles sehen doch ich liege da wie tot. Dann schleift man mich aus der Zelle, die Decke gleitet an meinem Blick vorbei. Man legt mich in eine Kammer. Ich kann nicht viel erkennen doch der Geruch verrät mir, dass hier die Toten dieses Tages liegen. Fliegen schwirren durch die Luft und der süßliche Geruch der Leichen steigt mir in die Nase. Panik kommt in mir auf. Werde ich hier bei lebendigem Leib verrotten ?

Dann höre ich ein Geräusch. Es sind vielleicht Ratten und wieder kriecht Angst in mir empor, doch dann werde ich hochgehoben und über eine kräftige Schulter gelegt. Man trägt mich fort nach draußen. Die frische Luft lässt meinen Kopf wieder klarer werden. Man legt mich vorsichtig auf einen Karren und dann werde ich mit einer Decke bedeckt. Das Schütteln und Rumpeln verrät mir, dass der Karren am Fahren ist und nach einer Weile falle ich wieder in einen tiefen Schlaf.

Als ich erwache, merke ich sogleich dass ich mich wieder bewegen kann. Ich springe auf und blicke über die Lichter Al'Anfas. Dann bemerke ich hinter mir einige Gestalten die um ein Feuer sitzen. Ich gehe zu ihnen und erkenne, dass es Mohas sind. Manche von ihnen kann ich als Sklaven erkennen, andere scheinen frei zu sein. Einer der Schwarzhäutigen kann sich verständigen. Mit seinen leuchtenden Augen starrt er mich an.

„Wir unsere Abmachung eingehalten“, spricht er mit kehliger Stimme, Traumbilder uns haben gesagt was wir tun. Wir dich haben geholt und nun wir kehren zurück in Wald. Du müssen gehen, schnell bevor sie bemerken das du nicht tot.“

Mit diesen Worten wenden sich die Mohas ab und verschwinden in der Dunkelheit. Ich blicke nochmal auf diese verfluchte Stadt. Nun vielleicht war es doch kein Traum, und selbst wenn es einer war, muss ich der Sache nachgehen. Ich werde also in das Land im Norden gehen und sehen was es zu tun gibt im Reichsforst und auf dieser ominösen Burg. Aber wenn mein Schicksal es zulässt, dann wird die Zeit der Rache kommen, Rache an allen die mir und meiner Mutter das angetan haben, und meine Rache wird fürchterlich sein ...