Sonntag, 19. Juli 2015

Die Hochelfe

17. Boron 1016 BF

Nach ca. zwei Tagen landen wir zwischen grünen Blätterdächern in einem Wald. Die Firnelfen führen uns, als wir von anderen Elfen, die aus dem Nichts erschienen, aufgehalten werden. Nach langer Diskussion werden wir von einer Waldelfe weiter in eine Art Dorf gebracht. Es liegt inmitten von verwachsenen Blutulmen, hoch oben in ihren Astgabeln. Alles sieht seltsam natürlich miteinander verwoben aus. Wir bekommen zu Essen und zu Trinken und man versorgt unsere Wunden. Danach falle ich in einen tiefen erholsamen Schlaf. Nachdem man uns sanft geweckt hat, werden wir von der Waldelfe und zwei Firnelfen weiter in den Norden gebracht. Die Blutulmen weichen Nadelgehölz und es wird deutlich kühler. Hier und da liegt Schnee, doch bei weitem nicht so viel wie in Weiden. Wir kommen an eine Lichtung mit einem wunderschönen See, der auf der gegenüberliegenden Seite von einem Wasserfall gespeist wird. Plötzlich vernehme ich eine wohlklingende Stimme auf tulamidisch, die aus dem See zu stammen scheint. Der Blick auf meine Gefährten sagt mir, dass auch sie angesprochen wurden. Eine wunderschöne, schneeweiße Elfe mit silbernen Augen kommt auf uns zu, doch diesmal mache ich mir keine Gedanken. Ihre Augen strahlen uralte ruhige Macht aus.

Ihr Name ist Loriniel. Sie erzählt uns von Pardona, die das Hochelfenvolk des Himmelsturms fast vernichtete mit Nachtalben in ihrem Gefolge. Das waren also die schwarzen Kämpfer, die so underisch erschienen. Alles was sie uns erzählt, wird von der Natur gesprochen. Mal kommt ihre Stimme aus dem Bäumen, mal vom Wasser oder vom Wind. Sie scheint auch jeden in seiner Muttersprache anzusprechen. Diese Hochelfe ist seit 5000 Götterläufen auf Dere und Wächterin eines uralten Artefakts. Einst gab es die Brüder Ometheon und Emetiel, die durch Pardona entzweit wurden. Sie erwähnt, dass es nach ihnen noch weitere Brüder gab, die sich bekämpften, doch eine Prophezeiung sagt: „Wenn die Male vereint sind, dann wird das Gleichgewicht wieder hergestellt“ So hat sie auf uns gewartet, was ich nicht ganz verstehe, doch es sei unsere Aufgabe es herauszufinden. Nun da sie das Zeichen nun weitergeben kann, sei ihre Aufgabe erfüllt und sie wird Dere verlassen!?

Sie geht zu Kaldrim, nimmt seine Hand und offenbart ihm eine Hautzeichnung auf ihrer Schulter. Diese wird plötzlich beweglich und wandert über ihren Arm zu Kaldrim hinüber, verwandelt sich von einem Luchs in einen Falken und wandert ebenfalls unter seine Kleidung. Sprachlos schaue ich zu. Ein leichter Schauer läuft über meinen Rücken. So etwas seltsames habe ich noch nie gesehen. Die Elfe selbst legt sich behutsam in den Schnee und schließt die Augen ohne weitere Erklärungen. Die anderen Elfen setzen sich drum herum und auch ich stehe betroffen an ihrer Seite. Nach einer Weile hört sie einfach auf zu atmen. Sie hat Dere verlassen. Schweigsam und niedergeschlagen bringen uns die Elfen zurück. Als wir den Nadelwald verlassen, überfällt uns eine schwere Müdigkeit. Wir werden zu den Flugtieren gebracht und sie erheben sich erneut in die Lüfte...