Montag, 20. Juli 2015

Ein prachtvolles Grab

20. Travia 1019 BF

Wir warten auf dem Platz des Schweigens auf Kaldrim, der uns durch einen Boten mitteilen ließ, dass er heute ankommt und uns vorm Boron-Tempel treffen will.
Durch die Stille auf dem Platz gibt es nur ein leiseres Wiedersehen und als Kaldrim ausholt mehr erzählen zu wollen, mache ich mich drauf und ran den Platz schnell zu verlassen, doch er hält mich zurück und möchte mit uns in den Tempel. Wir folgen ihm und wieder öffnen sich die Türflügel wie von selbst und wir betreten den Boron-Tempel ein weiteres Mal. Wieder empfängt uns Corvinius und führt uns etliche Gänge und Treppen zum Raben von Punin. Diesmal ist er zugegen und erwartet uns in seinem Audienzzimmer, Gernot von Mersingen an seiner Seite. Kaldrim erstattet kurz Bericht und gibt die von ihm eingesammelten Endurium-Brocken dem Hochgeweihten. Von Mersingen wird damit fortgeschickt und der Rabe von Punin dankt uns und hat ein weiteres Geschenk für uns. Wir folgen ihm durch einen, von einem Vorhang verhangenen, Gang, der an einer Wendeltreppe endet, die tief nach unten führt. Wir folgen schweigend und uns fällt auf, dass die Wände mit allerlei Bildnissen verziert sind, sowohl vom Leben als auch vom Tod. Nachdem die Treppe nach sieben Umrundungen endet, stehen wir vor einer riesigen steinernen Tür. Der Rabe von Punin öffnet sie uns und wir gelangen in ein riesiges Basaltmausoleum. Weihrauchduft liegt in der Luft, Fackeln erhellen die Dunkelheit und inmitten des großes Raumes stehen sieben prachtvolle Sarkopharge. Sie sind unbeschriftet, doch einer ist ein wenig kleiner als die anderen. Ein ehrfürchtiger Schauer läuft mir über den Rücken. Der Rabe von Punin erklärt uns, dass dies unser Grab sein wird, wann auch immer wir zu Boron gehen werden. Wir sind die Gezeichneten, uns wird diese Ehre zuteil hier begraben zu werden. Ich werde leichenblass und schweigend starre ich dieses prachtvolle Grab an und ein Teil von mir scheint endlich zu verstehen. Wir sind nicht allein und man schenkt uns damit ein unglaublich wertvolles Geschenk und eine große Ehrerbietung. Ich bedanke mich, halte es jedoch nicht länger aus hier unten zu verweilen. Wir werden wieder nach oben gebracht und als wir den Tempel verlassen, stehen wir einen Moment lang schweigend auf dem Platz. Das muss ich erstmal verdauen.

Dschafar stößt zu uns und endlich verlassen wir den Platz des Schweigens wieder und berichten Kaldrim von unserem hohen Lohn, den Ragnar auf seinen Namen auf der Nordlandbank verwahrt. Ebenso klären wir ihn über Dschafar auf. Kaldrim hat noch weitere Dinge zu besprechen und wir einigen uns darauf, uns am Abend im Yaquirien zu treffen für eine Unterredung ohne fremde Augen und Ohren.
Kaldrim und Dschafar kommen herausgeputzt und parfümiert zur Besprechung und ich öffne das Fenster. Kaldrim erzählt uns von Eslamsgrund, wo der Frau eines bekannten Händlers durch Kultisten umgekommen sei, ihr sei das Herz herausgeschnitten worden und ich muss spontan an Dragenfeld denken. Wir berichten ihm unsererseits, was die Bruderschaft der Schatten genau von uns will und als ich nach einer Weile aus dem Fenster schaue ob man uns belauscht, sehe ich kurz in einer Gasse einen Mann, der in den Schatten huscht, als ich ihn entdecke. Ein seltsamer fremder Geruch dringt mir in die Nase, doch kann ich ihn nicht einordnen und schließe nur eilig das Fenster.
Wir sind uns einig, dass wir der Bruderschaft helfen werden und bitten Dschafar, sich darum zu kümmern, mit seinen Spektabilitäten zu sprechen, damit wir nicht ewig hier untätig verweilen.

Ich mache mich mit Ragnar auf den Weg zurück zum Hafen, während Hurdo sich alleine Kurzweil in anderen Tavernen sucht. Isonzo begleitet Kaldrim in ein gehobeneres Gasthaus. Als wir in unserer Schänke ankommen, erhält Ragnar einen Brief. Es ist eine Einladung zu einer Prozession von der Praioskirche, zur Ehren der Gefallenen auf Maraskan. Sogar persönlich von Amando da Vanya selbst. Verdammt, weiß denn hier eigentlich wirklich jeder wo wir sind und was wir gerade tun ? Auf der einen Seite ist es schon besonders, jemand so wichtiges zu sein, doch in Anbetracht unserer weiteren Pläne, sollten wir uns eher zurückhalten, außerdem sind wir es leid, von jedem als Aushängeschild benutzt zu werden. Isonzo kommt wieder, eigentlich nur um uns mitzuteilen, wo der Herr Zwerg verweilen wird, doch wir nötigen ihn gleich wieder mit uns zu trinken, auch Hurdo kommt irgendwann recht betrunken hinzu und fröhlich trinken wir weiter. Isonzo liegt irgendwann mit dem Kopf auf dem Tisch und schläft selig. Doch plötzlich schreckt er auf und betrachtet bestürzt seine Hand. Er hat nur geträumt, doch wie uns unsere Erfahrungen gelehrt haben, ist da meist mehr dahinter und ich bringe Isonzo zu Bett. Als wir in den Schlafraum kommen, dringt mir erneut der seltsame Geruch in die Nase, wie bei dem Mann aus der Gasse. Ich schließe das Fenster. Doch kaum dass Isonzo in der Waagerechte liegt, übergibt er sich lautstark. Der Kleine verträgt echt keinen Alkohol. Mit einem Schmunzeln lege ich mich weit von ihm weg ebenfalls zur Ruhe.