Sonntag, 19. Juli 2015

Entdeckungen

8. Rondra 1017 BF

Kaum, dass ich eingeschlafen bin, weckt uns Kaldrim erneut. Er hat auf seinem Rundgang zwei Gestalten entdeckt, die innerhalb der Klostermauern, in der Nähe der Schmiede ein Feuer entzünden wollten. Er hat sie verjagt, doch sie sind durch die kaputte Mauer hinter den Handwerkshütten verschwunden. Auch sein Wurfdolch hat sie verfehlt. Im Endeffekt hat er uns wegen Nichts geweckt, da sie schon längst über alle Berge sind und wir im Dunkeln auch nicht groß nach Spuren suchen können. Verärgert und wieder hellwach, halte ich weiter Wache, nachdem ich zornig Kaldrim zusammengestaucht habe und ziehe auf dem Klostergelände meine Kreise bis die Sonne aufgeht. Als die Glocken zur Morgenandacht läuten, wecke ich die anderen beiden und falle völlig übermüdet in den Tiefschlaf.

Plötzlich erwache ich von einem ohrenbetäubendem Hornklang, schrecke auf, ziehe mir schnell meine Rüstung an und stürme nach draußen. Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Ardo steht im Klosterhof, steigt ab und umarmt gerade Ragnar. Ich höre noch wie er nach mir fragt, als ich langsam auf ihn zugehe und nur antworte, dass seine Göttin ihn wahrlich lieben muss. Alles andere verkneife ich mir, doch ich bin so froh ihn lebend wiederzusehen. Mein Herz rast, aber ich kann mich zusammenreißen ihm nicht einfach um den Hals zu fallen.
Von Hüter Bormund wird Ardo ein wenig anders empfangen als wir. Der Hüter hat sichtlich Respekt und man könnte fast meinen er hätte sogar ein wenig Angst vor ihm, doch da gerade Essenszeit ist, fordert Nicola de Mott wieder das Schweigen und begibt sich zurück in den Speisesaal, während wir uns in unser Quartier zurückziehen.

Gespannt warten wir auf Ardos Erzählung, was auf der Acheburg geschehen ist, doch er erzählt uns nur, dass er mit Hilfe von Orkgeistern Walmir vertrieben hat. Ein wenig dürftig, doch vielleicht erzählt er uns eines Tages mehr darüber. Ihm sind die Vorfälle hier derzeit wichtiger und wir erzählen ihm was bisher vorgefallen ist. Ragnar und Kaldrim berichten ebenfalls noch vom Tod des Hüters Wismund, den ich heute Morgen wohl verschlafen habe. Er lag mit aufgeschlitzten Pulsadern in einer Wanne im Badehaus, doch Ragnar fand zusätzlich eine Platzwunde am Hinterkopf und weist auf möglichen Mord hin. Kaldrim sprach auch mit Nicola über die nächtlichen Besucher und die Spuren, die sich beide ansahen, wiesen auf Orks hin. Leider weigert sich Nicola den Kuppelbau zu unterbrechen um sich der Mauern anzunehmen. Auf die Frage hin, warum der Kuppelbau verändert wurde, meint der Tempelvorsteher nur, dass Yandrim die Pläne erst später brachte, sie aber überzeugend schön waren, von Gareth abgesegnet wurden und somit der Kuppelbau geändert wurde.

Während Ragnar nochmals zum Leichnam von Wismund ins Hospital geht, zeigen wir Ardo die Kuppel, doch kennt er solche Bauten durchaus als nichts Auffälliges. Was auch immer unter der Krypta verborgen liegen mag, hat wohl nur indirekt etwas mit der Kuppel zu tun. Ich denke immernoch, dass die Prophezeiung "Wenn das Rund des Frevlers in der Runde der Frommen ruht..." das Madamal ist, das in irgendeiner besonderen Art und Weise durch diese Kuppel scheint. Athak faselte was vom "gefräßigen roten Mondauge" wobei ich wieder an die Orks denke. Was haben Orks hier oben ständig mit Praios zu tun? Sie haben erst in Weiden einen Tempel geschändet, nun geschieht hier irgendetwas mit dem Kloster, wobei diese Wilden auch irgendwie ihre Finger mit im Spiel haben. Warum treiben sie sich sonst des nachts auf dem Tempelgelände herum. Ich hätte nicht so barsch sein sollen mit Kaldrim. Sicherlich hätte ich an seiner statt auch die anderen geweckt, doch verdammt, mir wären sie auch sicherlich nicht einfach so entwischt. Irgendwas hatten sie im Sinn und wir sollten wirklich die Augen offen halten was die Mauerdurchbrüche angeht. Wenn hier auch noch von außerhalb üble Machenschaften laufen, dann haben wir echt alle Hände voll zu tun. Diese ganzen Prophezeiungen, diese seltsamen Geschehnisse und Morde. Ich bin überzeugt davon, dass auch der Dachdecker nicht grundlos in die Tiefe stürzte. Und warum will keiner den Kuppelbau unterbrechen ? Fragen über Fragen, doch ich verstehe noch so Vieles nicht. Am wenigsten wie Ardo es geschafft hat, gesund zurückzukehren und mitten im Finsterkamm zu uns stößt, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Doch bei Rondra, ich bin froh darüber, dass sie ihn zu uns zurückgebracht hat.

Wir begleiten die Mönche auf den Boronsanger um Bruder Wismund zu beerdigen. Hüter Bormund spricht den Grabsegen und danach verteilen sich die Anwesenden wieder an ihre Arbeiten. Während die anderen noch im Kloster bleiben, mache ich mich auf den Weg nach Osten und folge den Orkspuren der letzten Nacht. Ich kann ihnen einige Zeit lang folgen, doch verlieren sie sich irgendwann in dem felsigen Gebirge. Als ich gerade umkehren will, fällt mir eine dunkle Wolke auf, die schnell näher kommt und ehe ich mich versehe, entpuppt sich diese Wolke als ein riesiger Schwarm Sturmkrähen, die Unheil krächzend über meinen Kopf hinweg, zielstrebig Richtung Kloster fliegen. Ich eile zurück, doch als ich ankomme, sind die Krähen schon wieder verschwunden und das Kloster in hellem Aufruhr. Ich erfahre, dass die Vögel in die Kuppel eingedrungen sind und angegriffen haben, ehe sie sich einfach plötzlich wieder verzogen. Es gibt drei Schwerverletzte, die im Hospital verarztet werden.

Nach der Mittagsandacht und dem Mittagsmahl ziehen wir uns in unser Quartier zurück und bereden wie wir weiter vorgehen wollen. Wir sind uns zumindest einig, dass dieses Kloster auf einem unheiligen Ort steht.
Ich verlasse meine Gefährten kurz um Larissa über Magister Emmerich zu befragen, dessen herrenloses Pferd wir gestern fanden, doch sie kann mir nichts Auffälliges erzählen. Als ich gerade zurückkehren will, klopft es am Haupttor und ich gewähre einem alten Wanderer, Ortbrand von Havena, Eintritt in das Kloster. Wir durchsuchen aus reinen Vorsichtsmaßnahmen seinen Rucksack, doch finden wir nichts auffälliges. Er ist ein einfacher Wanderer auf dem Weg nach Lowangen, der sich ein wenig auf Heilkunde versteht. Doch meine Gefährten lehnen jegliche Hilfe von ihm ab und nach einer kleinen Spende und einem Mittagsmahl, verlässt er uns wieder.