Sonntag, 19. Juli 2015

Heimkehr

20. Tsa 1017 BF

Und schon wieder ist ein Jahr vergangen. Wieder reite ich nach Hause. Nach Hause? Ist es denn wirklich mein Zuhause? Nun ich bin lieber hier als im Norden bei dieser Jahreszeit. Die Reise durch den Rashtulswall war schon kalt genug um diese Zeit, doch hier unten ist es wahrlich angenehmer. Doch was zeichnet ein Zuhause wirklich aus? Das Gebäude, in dem man seine Dinge aufbewahrt? Das Land in dem man sich wohl fühlt? Oder die Menschen, die dir dort wichtig sind? Ich vermisse Leonardos Zärtlichkeiten, das Lachen von Kaldrim und auch seinen Onkel, aber auch Ardos Tadeleien fehlen mir fast ein wenig. Er mag engstirnig sein in seinem Glauben, doch er tat nur das was er für richtig hielt und manches hat ja sogar gefruchtet. Längst weine ich nicht mehr der Vergangenheit nach, sondern genieße das jetzt und hier. Meine Güte Ragnar und Ardo hätten mich sehen sollen. Ich auf einem Ball in Kuslik, welch Anblick in diesem traumhaften Kleid. Selbst meine Mutter hätte sich das sicherlich niemals vorstellen können. Ich muss zugeben, dass ich mir gefallen habe. Ich war einen Abend lang etwas ganz Besonderes. Wie beiläufig klopfe ich auf meinen Holzarm und lächle in mich hinein in den Erinnerungen an Kuslik schwelgend.

Ich komme näher an Borba heran und mir wird warm ums Herz. Doch, es ist mein Zuhause. Auch dort leben Freunde und ich habe ein eigenes Heim. Das kleine Haus in Weiden wird sicherlich nie meine Heimat und das Horasreich mag schön sein, doch auf Dauer nicht das was ich eigentlich liebe. Ich freue mich auf Pitta und Dattelwein, auf Arangen und Marzipan und die Menschen, die meine Muttersprache sprechen.

Als ich Borbra erreiche und auf mein Haus zureite, sehe ich hinterm Haus Manila Wäsche aufhängen und es sind Babykleider darunter. Sie ist runder geworden. Ich steige ab und begrüße sie laut schon von weitem um sie nicht zu erschrecken. Sie fällt mir glücklich um den Hals, nimmt meine Hand und bittet mich ihr leise zu folgen. Sie führt mich in ein neues Haus neben meinem und zeigt auf ein kleines Bettchen in einer Ecke in dem ein Baby schläft. „Ihr Name ist Yamira, ich hoffe es macht dir nix aus“ flüstert sie mir zu und Tränen schießen mir in die Augen. Ich falle ihr dankbar um den Hals und einige Zeit sitzen wir einfach nur da und starren das kleine Würmchen rührselig an. Dann setzen wir uns zwischen die beiden Häuser in den Schatten und sie bringt mir ein paar Knabbereien und Dattelwein, den ich dankbar annehme. Sie hat inzwischen den Stallburschen ihres Vaters geheiratet und vor gerade mal einem Monat sei Yamira auf die Welt gekommen. Tarlisin habe sie gleich beim Hausbau unterstützt, in Anbetracht der Lage und ihr Vater sei so ein stolzer Großvater, dass er Malik nun sogar mehr bezahlt. Manila strahlt eine solche Glückseligkeit aus, dass es mich selbst schon fast schmerzt. DAS ist es was ich niemals haben werde, doch freue ich mich sehr für sie. Ich frage nach ob nochmal der Reitertrupp aufgetaucht ist, doch sie verneint es. Ich würde mir niemals verzeihen, wenn Ishar meinetwegen diesem Dorf Leid zufügen würde. Ich erzähle Manila, dass ich den Winter sicher hier verbringen werde, wenn nichts dazwischen kommt und sie freut sich sichtlich. Dann schreit die Kleine plötzlich los und Manila kümmert sich um sie, während ich mich um Soraya und mein Haus kümmere. Ich bin zuhause angekommen!