Montag, 20. Juli 2015

Mit vereinten Kräften

4. Firun 1019 BF

Gegen Mittag gelangen wir zur Schicksalsbucht, als dunkle Wolken aus Süden heraufziehen. Ein Wintersturm bahnt sich an, doch können wir den Chamir gerade noch rechtzeitig erreichen. Als wir gerade am Hafen anlegen wollen, kommt der Hafenmeister herangeeilt und bittet uns weiter direkt zur Akademie zu fahren und wir werden durch den Fluss gezogen. Dort angekommen, bietet die Akademie ein ungewohntes Bild. Eine ganze Zeltstadt ist errichtet worden. Kutschen, Pferde, viele Menschen eilen umher. Wir sehen Salpikon umhereilen in heller Aufregung. Die meisten scheinen Magier zu sein und als Salpikon uns sieht, kommt er zu uns und aufgeregt berichtet er uns, dass er schon alles weiß durch Magister Kalman und er bereits herausgefunden hat, dass die schwarze Feste errichtet wird um die sechs Elemente zu beherrschen und der 7. Tsa ein wichtiger Tag für Beschwörungen der Elemente ist und wir keine Zeit verlieren dürfen. Er sei bereits inmitten den Vorbereitungen, später erführen wir mehr.

Wir ziehen uns in die Akademie zurück, gehen erstmal baden, lassen unsere Kleider reinigen und zerstreuen uns. Nach einem heißen Dampfbad lege ich mich auf mein Bett und starre an die Decke. Ich versuche mich an all das zu erinnern, was wir bisher in all den Jahren erfahren haben und ich setze mich auf, hole mein Schreibzeug und mein Tagebuch und schreibe zusammenfassend auf, was wir wissen und was bisher geschah. Als ich gerade damit fertig bin, klopft es und ein Adept fordert mich auf in die Krypta zu kommen. Wir alle sind gerufen worden, nur Dschafar scheinbar nicht.

Die Krypta ist nur von Kerzen und Leuchtsteinen erhellt und neben dem üblichen Thron Salpikons steht ein weiterer sehr hoher Stuhl aus dunklem Holz, auf dem eine gebeugte, scheinbar sehr alte verhüllter Mann sitzt und uns erwartet. Vor ihm steht ein großer Tisch mit langen geschlossenen Holzkisten und als er beginnt zu sprechen, erkennen wir ihn wieder. "Boron zum Gruße. Ihr schuldet unserem Herrn noch einen Tod", begrüßt uns der Rabe von Punin höflich. Dann spricht er weiter "Wenn fünf firnglänzende Finger den Fluch der Felder gefunden" und Isonzo nimmt seinen linken Handschuh ab und zeigt seine Hand. Dann fragt uns der Hochgeweihte wie es uns seither erging und Isonzo berichtet ihm das notwendigste.

Dann hebt der Rabe erneut seine Hand und zeigt auf die Kisten "Eure Geschenke sind fertig geworden" und zeigt auf die Holzkisten. Seltsamerweise wird jeder von uns von einer anderen förmlich angezogen und nacheinander öffnen wir sie. Hurdo findet zwei prachtvolle Äxte mit edlen Verzierungen. Sie liegen leicht in den Händen und er schwingt sie testend, während seine Augen leuchten. Kaldrim holt eine prachtvolle Schwertscheide aus seiner Kiste und hält ein anmutiges Schwert in der Hand, welches ebenso mit feinsten Symbolen verziert ist. Auch Isonzo bekommt ein feines Rapier mit edlem Griff und als ich meine Kiste öffne, liegt dort der prachtvollste aranische Khunchomer, den ich je sah. Vorsichtig nehme ich ihn heraus und begutachte das dunkle Metall. Die Klinge ist sicherlich mehrfach gefaltet und er ist mit Rabensymbolen und Vogelköpfen verziert. Er liegt federleicht in der Hand und nach einigen Schwüngen, die die Luft leicht surrend schneiden, falle ich vorm Raben von Punin auf ein Knie, lege den Khunchomer auf das andere und spreche ehrfürchtig meinen Dank aus für dieses wertvolle Geschenk, dass mit Sicherheit ein Vermögen wert ist. All diese Waffen konnten aus dem Endurium welches wir zurückbrachten gefertigt werden und endlich glimmt wahrhaftige Hoffnung in mir auf für unseren Kampf, denn endlich kann ich dem Widerwärtigen trotzen, was uns schon so manches mal angriff, wogegen ich machtlos war. Wir verabschieden uns ehrfürchtig und ziehen uns wieder zurück. Diese Waffe werde ich niemals aus den Augen lassen.

Gegen Abend versammeln sich alle erneut in der Krypta. Der Rabe von Punin ist fort, doch es befinden sich sicherlich gut vierzig Menschen im Saal und es herrscht helle Aufregung. Als Salpikon den Raum betritt wird es still. Er schreitet vor den Thron und beginnt zu sprechen. Lautstark verkündet er, dass wir alle, der Bund der Schatten, endlich genug im Verborgenen gehandelt haben und wir nun genug wissen um endlich anzugreifen. Borbarad errichtet seine Festung auf Andalkan. Die Opalglanz wird voraussegeln nach Thalusa, während wir mit der Sphäre nachreisen. Wir werden eine mittelreichische Flotte kapern und mit gut 150 Seekriegern Borbarad Einhalt gebieten und den Bau der Schwarzen Feste verhindern. Voller Euphorie ruft er den Schatten zu "Lasst uns angreifen!" und die Menge antwortet mit befürwortendem Johlen. Stillschweigend schaue ich in die Gesichter der Frauen und Männer. Leuchtende Augen voller Siegesgewissheit. Doch der Geruch von Magie nimmt mir hier drinne fast die Luft zum atmen.

Salpikon fordert uns sechs noch auf ihm zu folgen, während die anderen Schatten die Opalglanz mit allem beladen, was die Akademie an Kampfausrüstung zu bieten hat, ehe sie bereits in See stechen.

Wir folgen Salpikon in das Symposium und er nimmt das Tuch von dem schwarzen Auge. "Kommt her und lasst uns schauen, was uns erwartet" Das schwarze Wabern im Inneren der Kugel verändert sich und wir erkennen eine kleine Insel, von Dschungel bewaldet. Das Bild verschwimmt und wir erkennen nur wenige Thalukken vor Anker auf denen wenige gelangweilte Seesoldaten rumlungern. Immer wieder verändern sich die Bildnisse und wir sehen einige verfallene runde Steintempel, dann ein prächtiges Haus an einem See aus blaugrünem Wasser. An einem Hügel ist der Boden aufgerissen, es werden scheinbar Keller und Grundmauern ausgehoben und viele Sklaven schuften auf dem ganzen, sicherlich sechzig Schritt großen, Bauareal. Wir erkennen einige Menschen und Echsenwesen. Drei Magier beschwören Elementare, die wohl beim Bau mithelfen sollen. Salpikon lässt den Blick noch ein wenig umher schweifen, doch der Rest der Insel und auch die Nachbarinseln sind leer. "Sie sind nicht vorbereitet!" ,freut sich Salpikon. Er ist fest überzeugt, dass wir auch einige wichtige Gegner wie Xeraan und die Elfe Schattenkraut dingfest machen können. Als Kaldrim nachfragt, wie er denn die mittelreichische Seeflotte kapern will, lächelt Salpikon nur, es gäbe ja auch noch andere Mittel außer pure Gewalt. Insgesamt wären wir dann mit der Opalglanz vier Schiffe mit gut fast 200 Mann, dreiviertel Kämpfer, ein Viertel Magier, durchaus eine Streitmacht die sich sehen lassen kann gegen die wenigen auf der Insel und auch mich packt langsam die Kampflust und fest drücke ich den Griff meines Khunchomers, als könnte er mir Kraft verleihen. Ich lächle und ein kühler Schauer überkommt mich, der jedoch nicht unangenehm ist.

Ich richte meine Sachen für den nächsten Tag. Vollgerüstet werde ich in die Schlacht ziehen und sammle alles was ich brauche. Als ich fertig bin, bin ich zufrieden. Feste Stiefel, Pluderhose, ein blutrotes Tuch um die Taille, das Kettenhemd glänzt frisch geölt und auch der Barburiner Helm ist frisch poliert, die Handschuhe sind wieder weich und nicht mehr so starr vor Dreck und selbst die letzten Härchen auf meiner Haut sind rasiert, das ebenfalls rote Tuch um meinen Kopf verdeckt das meiste vom Gesicht und so gerüstet schwinge ich meinen neuen Khunchomer trainingshalber im Zimmer umher. Ich entkleide mich wieder, lege alles sorgfältig zurecht für den nächsten Tag und lege mich schlafen, den Khunchomer in einer Hand unter dem Kopfkissen.