Sonntag, 19. Juli 2015

Moosgrund

11. Boron 1016 BF

Vier Tage sind wir nun schon unterwegs als wir endlich gegen Abend Moosgrund erreichen. Wir kehren ins Gasthaus "Zum tanzenden Eber" ein und uns begrüßt eine nette Wirtin, deren Wurzeln in Kuslik liegen, ganz zur Freude von Kaldrim, der sofort mit Freuden die junge Frau mit Floskeln überschüttet. Wir bekommen ein anständiges Mahl, endlich mal kein Kraut, sondern leckeren Rinderbraten und langen tüchtig zu. Als wir sie nach besonderen Vorkommnissen befragen, hat sie uns einiges zu erzählen, von Verschwundenen, Verstümmelten und wieder Auferstandenen in den letzten zwei Monden. Hier scheint es heiß herzugehen und als wir uns zur Nachtruhe begeben, versuche ich meine Fensterläden zu verriegeln, finde aber nichts und schließe sie lediglich. Meine Zimmertür lasse ich unverschlossen, doch noch während ich versuche einzuschlafen, höre ich Ardo im Flur. Er scheint zu wachen und ich schlafe beruhigt ein. Als wir schon nach Sonnenaufgang erwachen, ist Ardo nicht da und ich schaue ob er sich in seinem Zimmer befindet. Er scheint tief und fest zu schlafen und ich kehre zu Kaldrim und Ragnar zurück. Als Kaldrim nachfragt, ob er auch nicht geschwächt wurde, bekomme ich einen Schreck und eile nochmals nach oben. Leise schleiche ich mich in Ardos Kammer. Er atmet ruhig und entspannt, ich traue mich kaum ihn zu wecken, doch wie sonst weiß ich ob es ihm gut geht? Ich rüttel ihn leicht an der Schulter und frage nach seinem Befinden. Er hat die ganze Nacht über uns gewacht bis Sonnenaufgang und erleichtert lasse ich ihn weiterschlafen. Als ich zu meinen Gefährten zurückkehre, einigen wir uns, getrennt Nachforschungen anzustellen. Ragnar macht sich auf den Weg zum Rondratempel um dort nach dem Todesfall des Sohnes des Geweihten zu fragen, während Kaldrim sich zum "Durstigen Köter" aufmacht, wo eine Nachbarstochter verschwunden ist. Ich schaue mir derweil den Boronsanger genauer an, doch finde ich keine Anzeichen von aufgebrochenen Gräbern. Als wir uns wieder im Gasthaus treffen, wecken wir Ardo und berichten was wir gefunden haben. Der Wirt des "durstigen Köters" erzählte Kaldrim von einer hübschen drallen Braunhaarigen, mit der der Sohn des Geweihten die Schänke verlasse habe, doch sie sei nicht von hier gewesen. Sie war eine auffällige Person, edel gekleidet mit Lederrüstung und Rüschenbluse. Unsere Nachforschungen ergeben jedoch, dass niemand sonst sie gesehen hat, nicht einmal die Torwachen.

Wir machen uns weiter auf den Weg nach Baliho, mit einem kleinen Umweg zum Gehöft der Bregelsaums, welches ein wenig außerhalb des Dorfes liegt und deren Sohn ebenfalls verschwunden sein soll. Gegen Mittag kommen wir zum Hof und es ist auffällig ruhig. Niemand ist zu sehen, nur ein paar Hühner laufen im Hof herum. Die Haustür steht einen Spalt offen und wir steigen ab und treten vorsichtig näher. Als wir in das Haupthaus kommen, bemerken wir sofort den süßlichen Geruch von Verwesung und ziehen unsere Waffen. In der Küche finden wir die Leichen der Eigentümer. Beide übel zugerichtet. Tiefe Kratzspuren zieren ihre Körper, der Vater hält noch ein großes Messer in der Hand. Die Leichen liegen sicherlich schon zwei Wochen hier. Als wir uns in den anderen Räumen umsehen, finden wir im Wohnraum eine Bodenluke, die zum Keller führt. Kaldrim schürt ein Herdfeuer und nimmt sich einen brennenden Holzscheit ehe wir hinunter gehen. Ardo entzündet eine Öllampe und geht voran. Der Keller umfasst die gesamte Wohnfläche und in einer dunklen Ecke können wir ein Schluchzen und Jammern hören. Ragnar entzündet seinen Stab und als sie der Ecke näher kommen, entdecken wir einen kleinen Jungen von vielleicht sieben Götterläufen, der einem Häufchen Elend gleich in der Ecke sitzt und weint. Als wir ihn ansprechen, wimmert er nur, er wäre eingesperrt worden, von denen die seine Eltern töteten, doch die Luke war nicht verschlossen gewesen. Je näher wir kommen, desto nervöser wird er und er will uns auf Abstand halten. Ich schleiche zurück und hinauf und schaue ob ich das Tageslicht in die Luke spiegeln kann, doch die Sonne steht nicht tief genug und ich finde nichts Spiegelndes, woraufhin ich mir ebenfalls einen Holzscheit am Herdfeuer anzünde und wieder hinunter klettere. Gerade höre ich wie Kaldrim ein Traviagebet spricht, wundere mich aber, dass er die Speisen preist. Der Junge weicht jedoch trotzdem ängstlich vor dem Herdfeuer zurück. Ich spreche laut ein Gebet zu Travia, dass sie das Herdfeuer segnen und uns zur Seite stehen möge, ehe ich ebenfalls den Jungen mit dem Holzscheit in die Ecke dränge. Er wird immer nervöser und fängt an vor Angst zu erzählen. Der Diener wird ihn holen kommen, denn er muss ihr alles geben, ihr, der weißen Frau. Der Diener sei ein schwarzer Mann mit weißen Augen und er würde geflogen kommen und ihn holen und ihn zu ihr bringen, zu einem Turm auf einem See. Er wird immer panischer und als er die Zähne fletscht und uns trotz des Feuers angreift, fängt er an unseren Scheiten Feuer und verbrennt jämmerlich. Ehe ich mir das Geschrei des Jungen und den Gestank noch einmal antue, klettere ich nach oben und verlasse das Haus. Ich dränge die Tränen, die in mir aufsteigen wollen zurück und meine Miene versteinert sich. Wer tut solch kleinen Jungen nur so etwas an. Erst Peldor, nun er. Unschuldige Opfer eines Wahnsinnigen. Er wird dafür in den Niederhöllen schmoren, das verspreche ich!
Ardo begräbt die drei Toten, oder das was von ihnen übrig ist, oberirdisch im Freien mit Erde und Steinen und spricht den Grabsegen ehe wir wieder aufbrechen. Starkes Schneegestöber hat begonnen und wir sehen kaum noch den Weg, der uns in die richtige Richtung führt. Nach einiger Zeit, als wir schon dem Pandlaril folgen, sehen wir jemanden mit dem Gesicht nach unten im Schnee liegen und Ragnar eilt hin, um ihn mit dem Stab umzudrehen. Das Gesicht des Fremden gehört einem Elfen. Er ist ein Firnelf. Seine Augen sind schreckgeweitet und eine große klaffende Wunde ist auf seinem Oberkörper zu sehen. Ein langer schwarzer Pfeil ragt aus seiner Brust und seine Gliedmaßen sind verrenkt wie von einem Sturz aus großer Höhe. Nachdem wir eine Weile überlegen wie wir ihn bestatten, begießt Kaldrim ihn mit Lampenöl und zündet ihn an. Noch während er zu brennen beginnt kommen uns Zweifel über den schwarzen seltsamen Pfeil und Ardo löscht die Leiche wieder mit Schnee und zieht den Pfeil aus dessen Brust. Der Pfeil ist auffällig schwarz. Die Spitze ist aus Endurium und der Schaft aus reinem tiefschwarzem Holz. Wer benutzt solche Pfeile? Kaldrim verbrennt den Elfen erneut und wir machen uns weiter auf den Weg nach Baliho.
Am späten Nachmittag kommen wir in die Stadt und Kaldrim führt uns zu dem ihm bekannten Hotel in der Oberstadt, während Ardo zum Rondratempel reitet. Wir bekommen alle ein Zimmer und ein warmes Bad. Ich schrubbe mir ordentlich den Dreck von der Haut, rasiere mich endlich wieder und genieße das wohltuende Bad. Wir treffen uns frisch hergestellt im Schankraum und bekommen ein deftiges Abendessen. Der Wirt erzählt uns vom Metzenschnitter, der hier umgeht. Er soll seine kaum bekleideten Opfer übel zurichten und ihnen Gänsesymble in die Haut ritzen, offensichtlich Traviasymbole. Vor 8 Tagen erst sei wieder ein Opfer gefunden worden. Was auferstandene Leichen angeht, sollen wir die zwei Borongeweihten auf dem hiesigen Boronsanger befragen. Vom Nachtschattenturm weiß er nur, dass er in den Nebelwassern liegt und dort vor Urzeiten mal ein Magier gehaust haben soll.
Nach dem guten kräftigen Abendmahl und ein wenig Tee und Schnaps begebe ich mich in mein Zimmer und falle erschöpft in die weichen warmen Federbetten und schlafe sofort tief und fest ein, als hätte ich wochenlang nicht geschlafen.