Sonntag, 19. Juli 2015

Nächtlicher Überfall

2. Boron 1016 BF

Als es Nacht wird richten wir uns ein Nachtlager im Schnee und entzünden ein Feuer. Als ich gerade Wache halte, höre ich ein Knacken im Unterholz und plötzlich ist es totenstill. Gänsehaut überkommt mich und ich wecke leise die anderen. Ragnar starrt in die Dunkelheit und hat seine Augenklappe vom Rubin entfernt. Er flüstert uns zu, dass er etwas rotes schemenhaftes hinter einem Baum sieht als er nur noch aufschreit „Achtung!“ da hören wir alle schon den Pfeil heransirren und werfen uns auf den Boden. Doch Ragnar hat es erwischt. Ein glatter Durchschuss durch die Schulter. Wir schnappen uns einen brennenden Holzscheit und nehmen die Verfolgung auf. Wir versuchen die Frau zu stellen, die uns zähnefletschend anstarrt. Lange spitze Eckzähne blitzen in der Dunkelheit im Fackellicht auf. Ihren Bogen hat sie fallen gelassen, hat nun einen langen Jagdspeer in den Händen und greift uns an. Diese Frau oder was immer es ist, ist furchtbar stark, blitzschnell und jede Wunde, die wir ihr zufügen, schließt sich wieder von selbst. Ardo spricht ein längeres Gebet und eine kleine Flamme züngelt aus seiner Hand. Das Wesen zieht sich von ihm zurück. Ragnar steht ein wenig abseits, lässt sie nicht aus den Augen und konzentriert sich, während Kaldrim versucht sie mit einem brennenden Holzscheit auf Abstand zu halten. Zwischendurch verschwindet sie in den Baumwipfeln und springt behende von einem Ast zum Anderen ehe sie sich wieder fauchend auf uns stürzt. Ihren Speer hat sie mittlerweile auch fallen lassen und ich nehme ihn auf und versuche ihn abwehrend gegen sie zu halten, falls sie wieder versucht mich anzuspringen. Sie versucht an ihren Bogen zu kommen, schießt noch einmal auf Ardo, der ausweichen kann . Doch bevor sie ein weiteres mal zum schießen kommt, erscheint plötzlich eng um sie herum eine Feuerwand, die Ragnar heraufbeschworen hat. Aufschreiend lässt sie den Bogen fallen, zieht die Hand zurück und steht engumschlungen von Flammen mitten im Wald. Als der Körper zu verbrennen beginnt, kreischt sie im Todeskampf solange bis der Körper zerfällt. Ein schauerlicher Anblick und ein ohrenbetäubendes Gekreisch. Mir wird ganz schlecht. Der Geruch von verbranntem Fleisch macht sich breit und zurück bleiben nur noch ein paar Knochen. Ardo spricht noch ein Gebet für ihre arme Seele und wir brechen wieder auf. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Schweigsam reiten wir weiter durch den nächsten Tag. Es schneit noch immer und der eisige Wind schneidet uns bis aufs Mark.