Montag, 20. Juli 2015

Sadragon

16. Hesinde 1019 BF

Als der Morgen dämmert, brechen wir wieder auf und gelangen nach einer guten Stunde an einen Bachlauf, dem wir weiter folgen. In der Ferne ist ein Bergmassiv zu erkennen und auch der Schnee wird mehr. Eine Stunden später erreichen wir nach schwierigem Marsch, teils zu Fuß, endlich einen Hügel, auf dem ein Steinkreis angeordnet ist. Hinter dem Kreis erkennen wir am Waldrand eine alte Holzhütte. Rauch dringt aus dem Kamin. Wir umrunden den Kreis, doch als wir auf die Hütte zusteuern, hält uns eine unsichtbare Wand davon ab. Dschafar geht die undurchdringliche Mauer entlang und findet das Ende, als er jedoch weiter geht, erfasst ihn ein heftiger Wind. Wir folgen ihm und ein heftiger Sturm erfasst uns auf dem Weg zur Hütte. Allerlei Grünzeug fliegt uns um die Ohren. Äste wirbeln umher und ich versuche auf allen Vieren weiterzukommen, während die anderen sogar ganz auf dem Boden robben. Plötzlich lässt der Wind schlagartig nach. Es sind nur noch wenige Schritt bis zur Hütte. Der Druide weiß, wie er sich von Fremden schützt, das muss ich ihm lassen. Plötzlich beschleicht mich ein seltsames Gefühl der Leichtigkeit und Beschwingtheit und ich fange fröhlich an zu tanzen. Ich springe umher, lache wie ein unbekümmertes junges Ding und tanze und singe fröhlich, als wenn alle Sorgen wie weggeblasen wären. Ich sehe Dschafar an mir vorbeifliegen, als wenn es ihn weggeschleudert hätte und lache herzlich darüber und tanze ausgelassen weiter.

Endlich lässt die Beschwingtheit nach und ich folge den anderen in die Hütte, die bereits dort sind. Mir wird die Falschheit des Augenblicks von eben bewusst und finster starre ich auf ein altes, kleinwüchsiges, von Haaren überwuchertes Männlein. Das ist also der gefürchtete altbekannte Druide? Sieht mir eher wie ein zerstreutes Wurzelmännlein aus. Doch wahrlich, es ist Sadragon und bei all den Fragen und alldem Gerede mit dem wir ihn verwirren, verplappert er sich und erzählt uns, scheinbar versehentlich, dass das Böse im Osten herrscht, dann tut er wieder unwissend um kurz darauf von Maraskan zu faseln. Nachdem der Alte uns einen Tee anbieten wollte, schauen wir uns um und finden Quasselkraut. Schnell ist ein Tee damit gebrüht und wir bieten ihn Sadragon an. Währenddessen huschen seine alten Augen hin und her nach einem Ausweg suchend, doch haben wir jegliche Ausgänge gesichert. Er wird immer mehr in die Ecke gedrängt, doch dankend nimmt er den Tee an und wird wie erwartet gesprächiger.

Er erzählt uns verworren von dem höchsten der 13 Artefakte des Bösen. Er habe deswegen eine Sumu-Priesterin verschwinden lassen. Der Dämonenmeister war sogar bei ihm. Als wir ihn nach dem alten Greis und den beiden Kindern befragen, wird er bleich. Es handelt sich um Xeraan und wir wären alle verloren. Er sei dem Tode geweiht und wir ebenso, falls wir nicht verschwinden. Er berichtet uns noch, dass am 20. Ingerimm der Krieg beginnt. Von Maraskan aus wird er kommen und Tobrien wird zuerst fallen.

Plötzlich schlagen Brandpfeile in der Hütte ein und Chaos entsteht. Während Hurdo nach vorne heraus stürmt, klettere ich nach Dschafar hinten aus dem Fenster um mir erst einmal ein Bild von der Lage zu machen. Xeraan steht selbstbewusst lächelnd nicht weit von uns, neben ihm ein Junge und ein Mädchen und ich sehe gerade wie Hurdo seine beiden Handlanger bekämpft, die auf uns geschossen haben. Ich eile ihm zu Hilfe, doch bis ich dort bin, hat er bereits beide getötet. Ein Blick auf die Kinder zeigt uns, wie Beiden Blut aus den Augen rinnt. Sie weinen Blut! Plötzlich fliegt ein Schneeball durch die Luft, offensichtlich von Kaldrim und er ruft noch „Lauft Kinder, bringt euch in Sicherheit“, doch Xeran zeichnet mit dem Finger ein brennendes Pentagramm in die Luft und ein Zucken fährt durch die Leiber der Kinder. Unter ihnen schmilzt der Schnee und sie greifen uns an. Das Mädchen geht auf Kaldrim zu und ich eile in dieselbe Richtung. Als ich das Kind von nahem sehe, vergeht jegliches Mitleid. Es ist von solch dämonischer Bosheit, die Knochen schauen zum Teil aus der Haut raus, es hat widernatürliche Stacheln die aus den Schultern blitzen, die Hände sind mehr Klauen und als ich es von hinten angreife, dreht es blitzschnell in völlig unnatürlicher Weise den Arm nach hinten. Ihr Körper dreht sich erst danach ebenfalls um und ich erkenne wie sich die geschlagene Wunde wieder schließt. Bei allen Zwölfen, wie soll ich es sonst töten!? Nach heftigem Kampf höre ich plötzlich einen Zauber von Ragnar und das Mädchen bricht tot zusammen. Kaldrim blutet und auch mich hat es erwischt. Ich schaue zu den anderen und sehe wie Dschafar, völlig zu Stein erstarrt, ein Flammenschwert in der Hand emporhält. Hurdo schlägt sich mit dem Jungen, doch ihm ergeht es ebenso wie mir. Diese Kinder sind mit üblichen Waffen unverwundbar. Xeraan sitzt siegesgewiss auf seinem Pferd, doch ehe er sich versieht, erschreckt Kalrim das Pferd mit einem Haufen aufgewirbeltem Schnee und es bäumt sich auf. Xeraan verliert den Halt und fällt, doch weder Isonzo, noch Kaldrim treffen ihn. Plötzlich stinkt die Luft wie nach einer heftigen Explosion und als der Rauch sich verzogen hat, ist Xeraan verschwunden. Zu aller Schreck stehen auch die Kinder wieder auf, sowohl das getötete Mädchen, als auch der geköpfte Junge. Kurzerhand schnappt sich Hurdo von hinten den Jungen und hebt ihn an Dschafars immer noch brennendes Flammenschwert bis er Feuer fängt und elendig verbrennt, auch das Mädchen sieht mittlerweile übel aus. Es wurde in den Nacken gespießt, ein Auge ausgestochen, halb geköpft, so dass der Kopf bereits schräg hängt und doch kämpft es weiter. Ich falle auf die Knie und schicke ein Gebet an Boron, dass er diese Seele doch endlich erlösen möge und plötzlich fährt eine furchtbare Tigerfratze aus dem Mädchen und es fällt leblos zu Boden. Einen Moment lang erkennt man ein unschuldiges Ding, was pervertiert wurde und es trägt ein Medaillon um den Hals. Isonzo nimmt es an sich und erkennt eine Adlige aus Kuslik. Ich bete währenddessen weiter zu den Zwölfen und auch aus dem glimmenden Rest des Jungen entfährt eine Tigerfratze ehe er endlich Ruhe findet und stirbt.

Isonzo vergräbt die beiden und Kaldrim weint erbärmlich.
Seltsamerweise lässt mich all das recht kalt. Ich empfinde eher Abscheu als Mitleid und Tränen habe ich schon lange keine mehr verspürt. Wir suchen noch nach Sadragon und finden ihn erschossen am Rande der Lichtung. Seine Hütte ist vollständig abgebrannt. Auch er wird bestattet ehe wir uns auf den Rückweg nach Warunk begeben.