Freitag, 17. Juli 2015

Wieder ich selbst

8. Peraine 1014 BF

Im Laufe der Jahre erarbeite ich mir all meine Dinge zurück, die mich damals zu dem gemacht haben, was ich eigentlich mal war. Eine Soldatin Zorgans. Die Tochter der Miralay, und ich wäre eine würdige Nachfolgerin geworden, dessen bin ich mir sicher.
Ich bin innerlich verwundet, doch nicht gebrochen und Rondra gab mir die Kraft mich wieder zu finden. Meinen Nachtwind habe ich teuer verkauft, ein Stück Vergangenheit hinter mir gelassen und es war keine wirklich rondragefällige Waffe. Nun trage ich wieder einen Khunchomer, der lose in meinem Gürteltuch steckt. Meine Haare sind ungeflochten, glatt und glänzend schwarz. Ich habe eine schicke Tuchrüstung und sogar einen Baburiner Hut, doch habe ich ihn selten auf und wenn, dann meist mit meinem Turban umwickelt. Sogar ein wenig Schmuck konnte ich mir in Anchopal erwerben. Ich trage wieder ein Fußkettchen und sogar ein kleines Schmucksteinchen im Bauchnabel.
Ich brauche das alles nicht wirklich, doch es macht mir Freude wieder unter Tulamiden zu sein, auch wenn das Patriarchat hier an der Vormacht ist, so ist es in Borbra doch bei Weitem, dank Tarlisin, nicht so schlimm. Ich wäre nur froh, ich könnte wieder nach Zorgan ohne geächtet zu sein, da weiß das Volk wenigstens wie man Frauen mit Respekt behandelt. Aber hier vor Ort kann ich mich nicht beschweren, man begegnet mir mit sehr viel Respekt. Anders als in Mherwed unter den Novadis.

Das Einzige was mir jetzt noch fehlt ist ein Pferd, doch weder habe ich das Geld dazu, noch einen Gönner. Wer weiß, ob ich das Versprechen, das ich damals Ardo gegeben habe, je halten kann. Ich werde noch einige Zeit sparen müssen, um mir ein annehmbares Pferd zu leisten. Doch ehe ich auf einem Esel daherreite, laufe ich lieber zu Fuß.

Meine Narben verblassen immer mehr, doch sind sie für mich auch Symbole der Vergangenheit, die wie ein dunkler Schatten hinter mir liegt. Doch ich schaue nun nach vorne, meinem Schicksal entgegen und warte darauf, dass mir die Götter meinen Weg offenbaren. Ich habe mich endlich angenommen, gezeichnet von den letzten 4 Jahren, der Armstumpf hat aufgehört zu schmerzen, die Narben der Arenen sind verblasst und mein Herz hat aufgehört zu wehklagen, sondern ist bereit für die Zukunft, was immer sie auch bringen mag. Ab und an denke ich zurück an Ragnar, Kaldrim und Ardo, doch ob ich sie je wiedersehen werde, bezweifel ich.