Freitag, 17. Juli 2015

Willkommen in Borbra

20. Tsa 1011 BF

Zwei Tage später sitze ich abends am Ufer des Mhanadi, starre auf das glitzernde Wasser in dem sich das letzte Sonnenlicht spiegelt und warte darauf im Westen die Sonne hinterm Khoram-Gebirge untergehen zu sehen. Ein wunderschönes Fleckchen Dere. Die Schafe blöken nicht weit weg und die Vögel zwitschern der Abendsonne nach. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und springe erschreckt auf, den Nachtwind schneller in der Hand als der Gegenüber erwartet hätte, und Tarlisin von Borbra steht vor mir. Ich lasse meine Waffe sinken und sage nur warnend “Ihr solltet euch nicht so von hinten anschleichen, werter Magister, so etwas kann euch das Leben kosten!“ Er lächelt mich entwaffnend an. „Das wird nicht passieren, denn ich stehe unter dem Schutz von Tsa. Wie ich hörte, verdanken wir dir einiges. Wie ist dein Name?“
„Verzeiht, Yamira saba Shanya al Kira, Kämpferin aus Zorgan, Rondra zum Gruße“ anworte ich, das erste mal seit Jahren nicht ohne Stolz und nicke ihm zum Gruß.
„Sagt was führt euch nach Borbra? Wie ich hörte wollt ihr euch hier niederlassen?“ ist nur seine Antwort und ich erzähle ihm, dass ich keine Heimat mehr habe, außer einer helfenden Hand und meiner Kampfkraft nichts besitze und bitte ihn, hier ein neues Zuhause schaffen zu dürfen. Als Gegenleistung würde ich für Gerechtigkeit und Ruhe sorgen und meine Hilfe jederzeit jedermann zukommen lassen, sei es Ackerbau, Hausbau oder Viehzucht. Als er mich fragt warum ausgerechnet hier, erzähle ich ihm von unserer Durchreise, dass mich seine Großzügigkeit und der Ort beeindruckt hätte und ich selbst jede Hilfe brauchen kann, da ich weder Familie noch eine Heimstatt besitze.

Tarlisin überlegt kurz und schlägt ein. Ich könne mich hier niederlassen, als Gegenleistung für Recht und Ordnung und mithelfen ein blühendes Dorf entstehen zu lassen. Die Siedler sind begeistert und geben mir jegliche Unterstützung.
Ahmed versorgt mich, als wäre ich seine zweite Tochter und ich freunde mich mit Manila an, die nur ein paar Jahre jünger ist als ich. Ihre Mutter sei gestorben, als sie noch klein war und so verbindet uns beide irgendwie das Schicksal. Oft sitzen wir zusammen und erzählen uns von unseren Müttern. Während Manila jedoch kaum noch etwas von ihrer weiß, erzähle ich ihr vieles von der Miralay der Tigergarde von Zorgan, meiner prachtvollen Mutter, die ebenso hart wie liebevoll war und in Gedanken bin ich ihr heute noch dankbar, denn einiges meiner Zähigkeit habe ich ihr zu verdanken. Manchmal mache ich mir Gedanken ob ich jemals auf Ishar saba Karimah treffe und was ich dann tun werde. Meinen Namen würde man in Zorgan noch kennen, doch ansonsten hält man mich für tot.
Ich erzähle Manila im Vertrauen vom Tod meiner Mutter und das darauf Folgende. Sie ist erstaunt, dass ich nach Al Anfa noch am Leben bin. Doch die Erlebnisse vom Reichsforst bis hierher verschweige ich ihr!