Donnerstag, 27. August 2015

Mord in Perricum

17. Ingerimm 1019 BF

Welch eine Aussicht. Die kühle Morgenluft des Frühlings umweht uns und wir stehen auf einem kleinen Hügel. Wir blicken auf die Stadt direkt am Perlenmeer, umsäumt von hohen, starken Festungsmauern. Die Sonne glitzert auf dem Meer in welches der Darpat schlängelnd fließt und im Norden erheben sich die Berge der Trollzacken. Ein wenig außerhalb der Stadt trohnt auf schroffen Felsen eine riesige Burg, die in der Sonne glänzt wie ein polierter Harnisch. Sie steht auf der höchsten Erhebung der Bucht. Rondrabanner wehen im Wind und sie trotzt wie ein uneinnehmbares Bollwerk. Die Löwenfeste von Perricum, der Herrschaftssitz vom Schwert der Schwerter. Ein beeindruckender Moment in diesem morgendlichen Lichtspiel.

Wir reiten direkt auf die Burg zu und auf dem Weg dorthin bemerken wir die Emsigkeit der Kriegerstadt. Gewaltige Mauern, die ständig instand gehalten werden. Hauptsächlich Krieger und Seevolk. Hohe Wehrgänge, die nie unbesetzt scheinen.

Wir gelangen an eine heruntergelassene Zugbrücke, an deren Ende zwei Gardistinnen in weißen Wappenröcken stehen. Offensichtlich Mitglieder der weißen Garde, der nur Frauen angehören, die den Burgfrieden wahren. Als Ardo unser Begehr erläutert, bekommen wir Einlass und werden von zwei weiteren Wächterinnen begleitet. Die Burg hat zwei Geländestufen, auf der unteren ist ein kleines Handwerkerdorf, während sich im oberen Teil die Hauptburg befindet.
Eine Hauptfrau empfängt uns und teilt uns mit, dass Ayla nicht zugegen ist, doch Granus von Honingen erwartet uns im Palas. Wir werden in einen Saal gebracht und irgendwann erscheint ein alter Mann mit wachen Augen und erklärt uns, dass Ayla erst in drei Tagen zurück erwartet wird, wir jedoch herzlich eingeladen seien, hier zu warten. Wir bekommen Zimmer zugeteilt und dürfen mit an der Burgtafel speisen, was eine wahrhafte Ehre ist.

Nachdem ich mich gewaschen habe, schaue ich mich ein wenig um und will einen Blick auf die Bucht werfen, doch mir wird der Aufgang zum Wehrgang verwehrt. Dies sei eine Burg und keine Aussichtsplattform. Wo sie Recht hat...so schaue ich den Kriegerinnen auf dem Exerzierplatz zu und sie bieten wahrhaft eine starke disziplinierte Truppe, mit denen ich mich ungern anlegen möchte. Eine wahre Augenweide, wie sie mit Schwert und Schild umgehen können, es wäre eine Ehre mit ihnen Seite an Seite zu kämpfen.

Nach dem Mittagessen inmitten der Burgzugehörigen, begeben wir uns in die Stadt. Perricum wirkt wie ein riesiges Heerlager. Überall Banner und Kriegsvolk, doch ist das hier wohl völlig normal und keineswegs der letzten Vorkommnisse zuzuschreiben. Da es auf der Burg keinen Alkohol gab, genehmigen wir uns erstmal etwas gutes zu trinken in einem Gasthaus, ehe Ragnar und ich uns zum Efferdtempel begeben. In dessen Böden sind ganze Korallengärten eingelassen, faszinierender Anblick. Ragnar wünscht den Geweihten zu sprechen und man führt uns zu Efferdan Dylle Turakis. Ragnar hat ihm vor einigen Wochen ein Schreiben gesandt um vor der Seemacht Borbarads zu warnen und möchte wissen ob es denn ankam und wie weiter verfahren wurde. Man hat die Botschaft der Admiralität weitergeleitet, doch was daraufhin unternommen wird, weiß er nicht. Er kann uns noch ein Empfehlungsschreiben ausstellen für den Admiral der Seeflotte. Dann treffen wir wieder auf die anderen und beenden den Tag ruhig in einer Kneipe.

Auf dem Rückweg zur Burg bemerken wir Nebelschwaden, die sich vom Meer durch die Gassen schlängeln. Plötzlich hören wir näher kommenden, vielfachen Hufschlag und als ein großer schwarzer Vierspänner auf uns zu rumpelt, kann ich gerade noch in einen Hauseingang springen. Isonzo, Ardo und Ragnar werden regelrecht umgefahren und kurzerhand eilen wir hinterher, doch da gellt ein Schrei aus der Richtung aus der die Kutsche kam und ich kehre um und stürme zurück. Aus einem Gebäude dringt Licht. Ein Schild hängt darüber "Apothekarius Wagner" und der Blick ins Innere bestätigt Schlimmes. Der Laden ist völlig verwüstet, ein alter Mann liegt tot unter den Trümmern eines Regals und eine Frau steht schluchzend daneben. Die Frau, Lara Stipenglotz, berichtet uns was geschehen ist. Ihr Meister sieht übel aus. Er muss furchtbar verprügelt worden sein, mehrere Rippen sind zerschmettert, doch keine der Wunden scheint die tödliche gewesen zu sein. Sein Gesichtsausdruck ist eher vor Schreck erstarrt. Lara berichtet uns von einer Elfe, die seltsame Zutaten kaufen wollte, doch ihr Meister habe sie entweder nicht gehabt oder sie ihr verweigert. Der Beschreibung nach handelt es sich bei der Elfe wieder einmal um unsere Freundin Scharlachkraut. Als die hiesige Stadtwache eintrifft, berichten wir und ich gebe auch den Namen der Elfe bekannt, was die Stadtwache ein wenig verwirrt, doch habe ich hier nichts zu verbergen. Wir sind Gäste vom Schwert der Schwerter, meinetwegen kann mittlerweile jeder Büttel wissen, welche Leute Borbaradianer sind, dieses ewige Versteckspiel muss endlich ein Ende haben. Dennoch müssen wir versprechen, nicht die Stadt zu verlassen.

Da wir erfahren haben, dass der Elfe nur noch Knochenstaub fehlt verbringen Ragnar, Ardo und ich die Nacht auf dem Boronsanger, doch es passiert erwartungsgemäß nichts.