Sonntag, 15. November 2015

Kurkum

12. Rahja 1019 BF

Gegen Abend zügelt Alya ihr Pferd und kommt zum Stehen. Wir erblicken unter uns ein riesiges Tal, durchdrungen von zwei Flussarmen. Das Wildrom-Tal. Gelb-grüne Krokusfelder erstrahlen in der Abendsonne. Edle Pferde tummeln sich auf Wiesen. Kleine Bauernweiler hier und da, die sich um all die umliegenden Felder kümmern. Von Weitem schon erkennen wir die Tore einer Hochburg von einigen Dörfen umsäumt. Wir reiten weiter, kommen durch duftende Kiefernwälder, überqueren kleine Brücken über den Wildrom und passieren Bauernhöfe und Felder.

Vor uns erhebt sich eine riesige Wasserburg. Stolze Türme ragen von ihr auf, auf deren Spitzen die Banner der Amazonen wehen. Sie zeigen goldene Blüten auf blauem Grund.

Ardo fragt nach, wie man die Amazonenkönigin anspricht und Alya klärt uns ein wenig über Amazonen auf.

Als wir die hölzerne Zugbrücke erreichen, dämmert es bereits. Zwei Amazonenkriegerinnen bewachen das Tor und nach einem kurzen Gespräch mit Alya, müssen wir uns vorstellen. Da man Ragnar und mir unsere Veränderung ansieht, müssen wir zum Schutze der Burg draußen bleiben, da man uns nicht traut. Isonzo bleibt ebenfalls bei uns und die anderen betreten die Burg.

Wir machen es uns an der Böschung des Wildroms gemütlich. Ich wickle mich in eine Decke, während Isonzo sogar seine Laute auspackt und leise vor sich hin spielt.

Nach einiger Zeit werden auch wir geholt. Scheinbar hat man die Königin davon überzeugen können uns einzulassen. Die Blicke, die uns treffen sind eine Mischung von Erstaunen und Entsetzen. Wir müssen unsere Waffen abgeben und werden zur Königin gebracht, die stolz in einer edlen Brünne, einem purpurnen Umhang und geschmeidigen Arm- und Beinschienen wahrhaftig wie eine Königin von Kriegerinnen wirkt. Ich falle ehrfürchtig vor ihr auf ein Knie und begrüße sie förmlich mit einem "Majestät! Rondra zum Gruße!" Sie mustert mich neugierig und fordert mich auf mein Aussehen zu erklären. Ich gebe mir Mühe mein Zeichen zu erklären und sie hört interessiert zu. Auch Ragnar wird gefragt und Kaldrim zeigt ihr freiwillig seines. Seltsamerweise ist Yppolita sehr vertrauensseelig ihm gegenüber, als wären sie schon seit Jahren beste Freunde.

Ardo bleibt kühl wie immer und wirft ihr vor ihre Burg zu vernachlässigen. Wir berichten ihr von der anrückenden Gefahr und Ardo bedrängt sie uns zu sagen, was mit ihrer Tochter ist.
Doch Yppolita bleibt stur. Ihre Tochter ginge uns nichts an und die Burg ist nur so vernachlässigt, weil aus Schatodor die Handwerker bisher nicht eintrafen.

Wir bekommen etwas zu essen und zu trinken und uns wird ein Nachtlager angeboten und ziehen uns zurück. Ardo ist ziemlich verärgert über die Amazonen, er hält wohl nicht viel von ihnen. Ich dagegen bin fasziniert. Nur Frauen! Kräftige Kriegerinnen voller Stolz und Mut! Ich glaube unter ihnen hätte ich mich auch wohl gefühlt nach dem Tod meiner Mutter. Wir ruhen uns aus, doch kurz danach klopft es und wir werden erneut zur Königin gerufen.

Ein Kriegsrat hat sich versammelt und erneut geben wir eine Zusammenfassung der Geschehnisse preis, die die Anwesenden schockiert. Nach langem Hin- und Her was nun zu tun sei, ob in einen offenen Kampf ziehen oder das Tal verteidigen, einigen wir uns darauf, dass wir Gefährten am nächsten Morgen aufbrechen um auszukundschaften, was überhaupt auf uns zu kommt.
Endlich bekommen wir unseren lang ersehnten Schlaf.