Samstag, 16. April 2016

Der erste Angriff

23. Rahja 1019 BF

Als ich die Augen aufschlage, fällt es mir schwer sie offen zu halten. Mein Atem gefriert in der kalten Morgenluft und ich spüre, wie meine Muskeln sich weigern sich zu rühren. Nur mit Mühe rappel ich mich langsam auf. Meine Glieder schmerzen und der Blick auf die Umgebung zeigt leichten Frost direkt um die Burg herum. Je weiter mein Blick jedoch streift desto weniger Frost ist zu sehen. Scheinbar ist es nur auf der Burg so eisig, das Tal selbst ist davon unberührt.

Nach einem kargen Frühstück kommt die Sonne zum Vorschein, aber auch sie bringt wenig Wärme. Ich trainiere zusammen mit der Rittmeisterin und der Rittfrau weiter die Männer auf dem Hof bis zum Mittagsmahl.

Plötzlich hören wir Trommelschläge aus dem Zehntlager. Wir eilen auf die Wehrmauern und sehen zu wie ihre Tuppen sich versammeln. Ganz gemächlich ohne Eile marschieren sie auf, bleiben aber auf Abstand. Die Amazonen versammeln sich mit ihren Kurzbögen auf den Wehrgängen. Die Truppen verharren wartend. Noch immer hört man Trommelschläge. In der Burg werden alle immer unruhiger. Kaldrim bläst in eine Fanfare und sämtliche Hörner auf unserer Burg stimmen mit ein. Ein ohrenbetäubender Ruf der Hörner, der Streiter ,die sich zur Wehr stellen! Isonzo eilt zum Tempel. Ich habe mich mittlerweile mit wärmerer Kleidung ausgestattet, ehe mich mein Zeichen erneut lahm legt in dieser Kälte. Der Tag neigt sich dem Ende zu und noch immer stehen die Truppen des Feindes abwartend uns gegenüber. Das Lagerfeuer des Zehnthofs leuchtet blau in die Dämmerung bis es auf einmal erlischt. Dunkle Wolken türmen sich auf und verdunkeln noch mehr den sowieso schon düsteren Himmel. Langbogenschützen der Gegner stellen sich auf und ich schreie noch in die Burg "In Deckung!" als schon der erste Pfeilhagel auf uns hernieder prasselt. Selbst Kaldrim donnert mit seiner Stimme auf das Volk ein, dass sie in Deckung gehen sollen, doch statt dies zu tun, starrt manch einer verwirrt umher und wird getroffen. Wir erleiden einige Verluste und auch Isonzo wird verwundet.

Ein dutzend Gestalten tragen ein Holzgestell in Richtung Tor. Als sie näher kommen, erkennen wir Untote. Ihre Rüstungen liegen auf den blanken Knochen und sie gehen mit dem Gestell über sich einfach in den Burggraben. Das Holzgerüst ist nichts weiter als eine Art Steg. Wir schicken Brandpfeile hinunter und der Steg beginnt zu brennen, doch sie haben bereits das Wasser erreicht und der Steg verkeilt sich auf dem Wasser ohne viel Schaden zu nehmen. Selbst Steinbrocken sind hoffnungslos. Sie haben eine Brücke!

Plötzlich hören wir Schrei im Hof unten. Die Toten haben sich erhoben. Ich stürme runter und köpfe jeden Untoten, der mir in die Quere kommt. Mein Blut kocht und wie im Rausch schwinge ich meinen Khunchomer. Auch Hurdo hält blutige Ernte. Auf einmal werden wir der Geräusche von draußen gewahr. Hornstöße, Kriegsgeschrei und dazwischen ein "Für Rondra!" lässt mich inne halten.

Ich stürme auf den Wehrgang. Während ich unten war, hat sich unter den Soldaten eine Gasse gebildet und ein Darai wälzt sich umförmig in Richtung Burgtor. Ich habe so einen schwarzen Klumpen schon einmal gesehen. In der Gor! Ardo hat sich hinuntergelassen und zerschlägt gerade einen Untoten nach dem anderen, die den Steg zu stützen versuchen. Die Amazonen schießen derweil auf die Söldner, die ihm entgegentreten wollen und Ardo stürzt mit seinem "Für Rondra" in den Kampf gegen den Daimoniden. Er ist nicht ganz bei Trost! Ich eile zum Tor und schreie Befehle die Zugbrücke runter zu lassen, dann husche ich durch die Tür, Kaldrim und Hurdo folgen mir. Ich spüre wie ich immer mehr meine Eigenständigkeit verliere. Meine Reflexe sind blitzartig, meine Sinne glasklar. Ich sehe wie der Darai Ardo packt und blitzschnell springe ich reflexartig nach vorne, schlage dem Darai das glibbrige Etwas ab, das ihn festhält und der Kampf geht weiter. Kaldrim gibt ihm den letzten Rest, ehe wir uns zurückziehen. Die Söldnerschar kommt bereits angestürmt. Die Zugbrücke wird schnell hochgezogen. Mit einem letzten Sprung hole ich Ardo aus dem Gefecht und ereiche ebenfalls die Burg. Ein Hornsignal ertönt und die Söldner ziehen sich zurück.

Jubel erklingt in der Burg. Der Steg ist zerstört, der Darai in die Niederhöllen zurückgeschickt. Das war erst der Anfang, aber den haben wir bestanden. Als mein Puls sich wieder beruhigt, wird es schnell wieder kalt. Die Toten verbrennt man auf einem Scheiterhaufen, während Marbona einen Grabsegen spricht. Ardo ist der Held des Tages!

Plötzlich kommt Isonzo zu mir und schickt mich zu Kaldrim, der mich in den Ställen erwartet. Ich gehe zu ihm und sehe wie Savolina nackt gefesselt von ihm kniet und muss anfangen zu lachen. Was zur Hölle treibt er da? Kaldrim verdächtigt sie, die Verräterin zu sein und bis das geklärt wird, darf sie sich wieder anziehen, wird geknebelt und gefesselt in eine Zelle im Burgfried gesperrt. Heute wird hier nichts mehr entschieden.